Volkswirte: Mindestlohn bremst 2015 Abbau der Arbeitslosigkeit

Nürnberg (dpa) - Volkswirte gehen für 2015 nur von einer verhaltenen Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus.

Foto: dpa

Zwar rechnen die Fachleute mit einem etwas kräftigeren Wirtschaftswachstum als 2014. Auf dem Arbeitsmarkt werde dieser Konjunkturschub aber kaum ankommen, prognostizierten die Ökonomen deutscher Großbanken.

Im Jahresschnitt 2015 rechnen die Fachleute mit 2,90 bis 2,94 Millionen Arbeitslosen, was einer Stagnation oder sogar einem leichten Anstieg der Erwerbslosigkeit in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 gleichkäme. Lediglich ein Volkswirt rechnet mit einem etwas kräftigeren Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

Die meisten Volkswirte begründen ihre eher zurückhaltende Einschätzung vor allem mit der am 1. Januar Kraft getretenen Mindestlohnregelung. Diese werde in einigen Regionen zu Arbeitsplatzverlusten führen. „Das ist ein Faktor, der 2015 bremst“, ist Bayern-LB-Volkswirt Stefan Kipar überzeugt.

Nach Überzeugung von Oliver Rakau, Arbeitsmarktexperte bei der Deutschen Bank, dürfte sich zudem die starke Nachfrage nach der Rente mit 63 Jahren dämpfend auf Konjunktur und Arbeitsmarkt auswirken. „Es zeichnet sich ab, dass 2015 viele hoch qualifizierte Arbeitnehmer vorzeitig in Rente gehen.“ Sie rissen damit Lücken in die Belegschaften, die sich inzwischen nicht mehr so leicht schließen ließen. Das könnte das Wachstum der Unternehmen bremsen.

Für Dezember rechnen die Fachleute hingegen noch mit einem stabilen Arbeitsmarkt. Nach ihren Berechnungen ist die Zahl der Erwerbslosen zum Jahresende um rund 70 000 auf 2,787 Millionen gestiegen. Dies wären aber immer noch rund 85 000 weniger als im Vorjahr. Ohne Saisoneffekte, die im Dezember meist etwas stärker ausgeprägt sind, wäre die Arbeitslosigkeit nach Einschätzung der Ökonomen im Dezember monatsbezogen sogar um 5000 bis 15 000 gesunken.

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen für Dezember 2015 sowie die durchschnittliche Erwerbslosigkeit für 2014 will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Mittwoch (7. Januar) in Nürnberg bekanntgeben.

Allianz-Volkswirt Rolf Schneider sagte: „Insgesamt hat die Konjunktur zum Jahresende wieder etwas Rückenwind bekommen. Die Konjunkturdelle der vergangenen Monate dürfte zu Ende gehen.“ Er führt die leichte wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung unter anderem auf den stark gesunkenen Ölpreis und den gefallen Eurokurs zurück, der exportabhängige Branchen international wieder konkurrenzfähiger mache. Die Wirkungen des Mindestlohns schätzt er im Unterschied zu seinen Kollegen 2015 noch nicht so stark ein.