Immobilienmarkt Vonovia will Deutsche Wohnen - Mieterbund warnt
Die angekündigte Offerte des größten deutschen Immobilienkonzerns Vonovia für den Konkurrenten Deutsche Wohnen hat für viel Aufsehen im deutschen Immobilienmarkt gesorgt. Doch das Geschäft ist längst nicht perfekt. Noch gibt es Vorbehalte und Widerstände.
Bochum (dpa) - Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia hat bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag noch einmal seine Entschlossenheit zur Übernahme des Rivalen Deutsche Wohnen bekräftigt. Doch muss der Konzern vor der geplanten Fusion noch einige Hürden nehmen.
Was muss noch alles passieren, bevor Vonovia den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen könnte ?
Mit der Absage der geplanten Fusion zwischen LEG und Deutsche Wohnen wurde bereits ein erstes Hindernis für den von Vonovia-Chef Rolf Buch geplanten Zusammenschluss aus dem Weg geräumt. Am 30. November haben dann zunächst die Vonovia-Aktionäre das Wort, die eine geplante Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme mit einer Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Stimmen bewilligen müssen. Erst dann könnte Buch - voraussichtlich Anfang Dezember - das bereis angekündigte Angebot an die Deutsche-Wohnen-Aktionäre vorlegen, die dann mit einer Annahme der Offerte Anfang des kommenden Jahres einen Schlussstrich ziehen könnten.
Warum wehrt sich die Deutsche Wohnen so vehement gegen die Übernahmepläne ?
Firmenchef Michael Zahn geht davon aus, dass die Deutsche Wohnen weit effektiver aufgestellt ist als der Branchenprimus. Da die mögliche Übernahme zu 70 Prozent mit Vonovia-Aktien bezahlt werden solle, würden die bisherigen Aktionäre der Deutschen Wohnen einem weit höheren Geschäftsrisiko ausgesetzt, meint er. Zudem seien die von Vonovia in Aussicht gestellten Synergien nicht zu erzielen.
Welche Vorteile könnte die Übernahme für Vonovia bringen ?
Klappt der Zusammenschluss, könnte Vonovia mit dann zusammen 510 000 Wohnungen seine Position als Marktführer auf dem deutschen Immobilienmarkt nahezu uneinholbar ausbauen. Erst mit gehörigem Abstand würde dann die LEG als bisherige Nummer drei mit rund 110 000 Wohnungen folgen. Vonovia-Chef Buch verweist dagegen vor allem auf die durch den Zusammenschluss erwarteten Skalen- und Synergieeffekte in Höhe von rund 84 Millionen Euro vor Steuern. Auch die Mieter würden davon profitieren, da das neue Unternehmen mehr Geld in die Erneuerung der Wohnungen investieren könne, meinte der Manager.
Wie schätzt der Mieterbund die mögliche Fusion ein ?
Mieterschützer sehen in einer wachsenden Marktmacht auch Risiken für die Mieter. Vor allem Mieter von preisgünstigen Wohnungen könnten von Erhöhungen betroffen sein, hieß es. Aktuell fehlten in Deutschland rund 800 000 vor allem preisgünstige Wohnungen, meinte Mieterbund-Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Es sei jedoch noch nie das Geschäftsmodell derartiger Gesellschaften gewesen, neu zu bauen. Kaufen sei sehr viel preiswerter.
Welche Rolle spielen große Wohnungsgesellschaften auf dem deutschen Mietwohnungsmarkt ?
Die große Mehrzahl der geschätzten mehr als 20 Millionen Mietwohnungen in Deutschland ist in der Hand von kleinen Privatvermietern. Professionelle Unternehmen wie große Wohnungsgesellschaften oder auch Genossenschaften und kommunale Anbieter sind in der Minderheit. Auch mit einem Bestand von mehr als 500 000 Wohnungen wäre für Vonovia daher noch viel „Luft nach oben“. In der Branche herrscht derzeit eine Art Goldgräberstimmung. Vonovia-Chef Buch hat den Immobilienmarkt vor kurzem mit der „Frühzeit der Automobilbranche vor Henry Ford“ verglichen.