Vorstandschef Teyssen: Eon wieder auf Kurs

Essen (dpa) - Der Energieriese Eon macht wieder Dampf: Vor allem außerhalb Europas will das durch die Energiewende schwer gebeutelte Unternehmen punkten und zu alter Stärke zurückfinden. Doch die Aktionäre sind skeptisch.

Eon habe die stärksten Belastungen hinter sich gelassen und gute Fortschritte gemacht, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Essen. Der Konzern habe die richtigen Wachstumsfelder gefunden. „Im Unterschied zu den reifen europäischen Energiemärkten finden wir in einzelnen aufstrebenden Ländern der Welt hohe Wachstumsraten“, sagte er im Zusammenhang des Markteinstiegs von Eon in Brasilien.

Bei vielen Aktionären stieß der Expansionsdrang unterdessen auf Skepsis. „Warum sollte Eon in Deutschland rentable Bereiche verkaufen und in Brasilien investieren, wo sich ThyssenKrupp schon ein blaues Auge geholt hat?“, fragte Thomas Hechtfischer von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Viele Kleinanleger wollten von Teyssen vor allem wissen, wie viel der Konzern dort investieren will und wann Profite zurückfließen. „Hat Eon dort eine Perle entdeckt oder sind es nur die Krümel, die andere hinterlassen haben?“, so Ingo Speich von der Union Investment. Er empfahl dem Vorstand: „Wir wünschen uns mehr Bodenhaftung und unternehmerische Weitsicht“.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr zeigte sich Teyssen optimistisch. Im ersten Quartal soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit 3,8 Milliarden Euro den Vorjahreswert um 300 Millionen Euro übertreffen. Eine weitere Entlastung deutet sich auch im Gashandelsgeschäft an, das im vergangenen Jahr wegen der Ölpreisbindung von Gas unter hohem Margendruck stand: Nachdem Eon mit dem norwegischen Erdgaslieferanten Statoil eine Anpassung der Gaspreise erreicht hatte, zeigte sich Teyssen zuversichtlich, noch in diesem Jahr auch eine Einigung mit Gazprom zu erzielen.

Zu Beginn der Hauptversammlung kam es zu vereinzelten Protesten von Atomkraftgegnern. Auf gelben Bannern mit der Aufschrift „Kein AKW-Neubau in Finnland“ warnten sie vor möglichen Risiken beim geplanten Reaktor-Neubau im finnischen Pyhäjoki. Der Düsseldorfer Konzern ist an dem Kernkraft-Konsortium in Finnland beteiligt. Kritische Aktionäre forderten das Unternehmen auf, ein klares Bekenntnis gegen den Neubau von Atomkraftwerken abzulegen.

Im vergangenen Jahr war Eon unter anderem wegen der Energiewende zum ersten Mal in der Konzerngeschichte mit 1,8 Milliarden Euro in die Verlustzone gerutscht. Die gesamten Belastungen aus dem Atomausstieg bezifferte er auf eine Summe von 2,5 Milliarden Euro. Darüber hinaus musste der Konzern auf Beteiligungen unter anderem in Südeuropa drei Milliarden Euro abschreiben. Wegen des starken Ergebniseinbruchs wurde die Dividende von 1,50 auf 1,00 Euro gekürzt.