VW: 2012 noch viel Arbeit: Gewinn soll gehalten werden
Wolfsburg (dpa) - Nach einem Spitzenjahr 2011 peilt der Volkswagen-Konzern in diesem Jahr zwar noch mehr Autoverkäufe an - beim Gewinn geht es 2012 aber nicht mehr so ungebremst weiter. VW-Chef Martin Winterkorn peilt ein operatives Ergebnis auf dem Niveau von 2011 an, also rund 11,3 Milliarden Euro.
Winterkorn begründete das am Montag in Wolfsburg auch mit hohen Investitionskosten für ein neues Produktionssystem, das mittel- und langfristig aber 30 Prozent Einsparungen bringen soll. Zudem gebe es einige Marktrisiken.
Der Mehrmarkenkonzern will seine Produktion künftig auf gemeinsame Baukästen stützen, auf denen gleichzeitig rund 40 verschiedene Modelle aufgebaut werden sollen. Auch die Fabriken werden umgerüstet und sollen hochflexibel werden - damit VW schneller auf Verschiebungen der Nachfrage reagieren kann. Allein die Einführung der Baukastenstrategie lässt sich der Konzern ein Viertel seiner gesamten Investitionssumme (62,4 Milliarden Euro bis 2016) kosten.
Im abgelaufenen Jahr hat sich der Rekordgewinn bei Volkswagen auch für die acht Männer im Vorstand ausgezahlt: 2011 erhielten sie mehr als 70 Millionen Euro, vor allem durch höhere Bonuszahlungen fast doppelt so viel wie im Vorjahr (knapp 37 Millionen Euro). Den Angaben zufolge bekommt allein Winterkorn über 17,4 Millionen Euro. Seine Kollegen verdienen zwischen 7,2 und 8,1 Millionen.
Der Autopatriarch und Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch regelt unterdessen weiter sein Erbe. Seine Frau Ursula soll im April in das VW-Kontrollgremium einrücken. Die Großaktionäre, wie das Land Niedersachsen, begrüßten den Vorschlag. Auch der Betriebsrat steht dahinter - und ebenfalls der Vorstand. Winterkorn sagte, er kenne Frau Piëch seit vielen Jahren und nannte sie „eine sehr kompetente und unternehmerisch denkende Persönlichkeit“. Sie werde den Konzern im Aufsichtsrat voranbringen. Die Familien Piëch und Porsche sind die größten Anteilseigner bei Volkswagen.
Die Geschäftserwartungen für das laufende Jahr formulierte der VW-Chef eher vorsichtig: „Vor uns liegt noch viel Arbeit.“ Auf seinem Weg, bis 2018 der größte und erfolgreichste Autobauer zu werden, sei VW „auf einem sehr soliden Kurs unterwegs“, sagte er. „Aber wir sind noch nicht am Ziel.“ Es sei wie beim Fußball: „Die zweite Halbzeit ist immer ein Stück fordernder und anstrengender.“ Auch in Zeiten voller Kassen komme es auf strikte Kostendisziplin an, betonte Winterkorn.
Unterm Strich verdienten die Wolfsburger mit ihren zehn Marken im abgelaufenen Geschäftsjahr 15,8 Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel wie 2010. Dabei spielte jedoch auch ein Buchgewinn aus der Neubewertung von Aktienoptionen nach der vorerst geplatzten Fusion mit Porsche eine Rolle. Zu dem von 7,1 auf 11,3 Milliarden Euro gestiegenen operativen Ergebnis des Konzerns kommen noch 2,6 Milliarden Euro aus den chinesischen Joint-Venture-Gesellschaften hinzu. Der Umsatz wuchs um gut ein Viertel auf 159,3 Milliarden Euro.
Die Integration des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche will Winterkorn gegen alle juristischen und finanziellen Widerstände durchfechten: „So viel kann ich Ihnen heute fest zusagen: Der integrierte Konzern von Volkswagen und Porsche wird kommen.“ Allerdings gebe es auf dem Weg zur vollständigen Eingliederung nach wie vor Hürden, räumte der Vorstandschef ein. Einzelheiten zum weiteren Vorgehen nannte er nicht.
„2011 war für unser Unternehmen in jeder Hinsicht ein neuer Höhepunkt“, betonte der Autoboss. Für 2012 und 2013 aber erwartet VW eine Abkühlung vor allem in der Heimatregion Westeuropa. Zuwächse werden jedoch in Asien, Südamerika, den USA und Russland erwartet.
Den größten Anteil zum Gewinn trug erneut die Premiumtochter Audi bei. Sie steigerte ihr Ergebnis um 60 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Bei der Kernmarke VW mit Polo, Golf, Passat und Co. wuchs das operative Ergebnis sogar um 75 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Neue Bestwerte erreichte auch die tschechische Tochter Skoda: Ihr operatives Ergebnis wuchs um 66 Prozent auf 743 Millionen Euro. Der spanische Ableger Seat blieb als einziger in den roten Zahlen. Die Verluste verringerten sich aber um 86 Millionen auf 225 Millionen Euro.
Mit zehn Marken und 240 verschiedenen Fahrzeugmodellen - vom Kleinwagen über den Luxusschlitten bis zum 50-Tonner - sei Volkswagen bestens aufgestellt, betonte der VW-Chef. Dennoch investiere Volkswagen unverändert in die Kernmärkte und wolle gezielt neue Segmente und Nischen besetzen. Vor allem in seinem größten Einzelmarkt China investiert VW bis 2016 insgesamt rund 14 Milliarden Euro und baut mehrere neue Fabriken. Die Aktionäre sollen nach dem Vorschlag des Vorstands für 2011 eine Dividende von drei Euro pro Stamm- und 3,06 Euro pro Vorzugsaktie bekommen, achtzig Cent mehr als im Vorjahr.