VW steckt weitere Milliarden in Werke und Technik

Wolfsburg (dpa) - Mit neuen Rekordinvestitionen will Europas größter Autobauer VW seine Fahrt an die Weltspitze beschleunigen und sich gegen eine drohende Abkühlung der Autokonjunktur wappnen.

Am Freitag beschloss der Aufsichtsrat in Wolfsburg, in den kommenden fünf Jahren rund 62,4 Milliarden Euro ins globale Netz der Werke, neue Fertigungsverfahren und die technische Entwicklung von Modellen und Antrieben zu stecken. Die Summe, die fast dem Neunfachen des Gewinns im vorigen Jahr entspricht, soll den Konzern mit seinen neun Marken und über 400 000 Mitarbeitern noch wettbewerbsfähiger machen.

„Mit dieser Planungsrunde haben wir unsere Standorte nachhaltig gestärkt“, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. Das jetzt angekündigte Gesamtbudget für die Jahre 2012 bis 2016 übertrifft noch einmal deutlich die Investitionsplanung aus dem vergangenen Jahr. Im November 2010 hatte Volkswagen bekanntgegeben, binnen fünf Jahren 51,6 Milliarden Euro in Produktion und Entwicklung zu stecken.

Der Löwenanteil der nun vorgesehenen Gesamtausgaben entfällt mit knapp 50 Milliarden Euro auf Sachinvestitionen. 57 Prozent davon fließen in die deutschen Standorte. Die Ingenieure und Designer in Forschung und Entwicklung sollen 11,6 Milliarden Euro bekommen.

Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen sind in der Kalkulation noch nicht enthalten - wohl aber das im Frühjahr übernommene Autohandelsgeschäft der Porsche-Holding. Auch umweltfreundliche Technologien sollen massiv ausgebaut werden: VW plant neben dem Bau spritsparender Modelle, einen immer größeren Teil seiner Fabriken mit Strom aus der Wind-, Wasser- und Solarkraft zu versorgen.

Obwohl es noch zu früh sei, über mögliche neue Jobs zu sprechen, solle auch die Belegschaft von den Investitionen profitieren, sagte Osterloh. Die Pläne seien „gute Nachrichten für die Beschäftigten unserer Werke“. Es gebe nun auch keine Befürchtungen mehr, dass etwa die Nordamerika-Versionen des Golf oder des Tiguan ohne Anpassungen in Deutschland in die USA verlagert werden könnten.

Mit rund 100 Millionen Euro werde die Fertigung der beiden Modelle im Stammwerk flexibler gemacht, damit VW leichter auf Schwankungen der Nachfrage reagieren könne, erklärte der Betriebsratschef. Eine ergänzende Produktion auf der anderen Seite des Atlantiks sei daher nun durchaus vorstellbar: „Dagegen spricht im Prinzip überhaupt nichts.“ Bei einer lokalen Fertigung beispielsweise im Dollar-Raum können sich die Autobauer Währungskosten und Zölle sparen.

Wie hoch die Investitionen an alle einzelnen Standorten ausfallen werden, konnte Volkswagen nicht genau beziffern. „Dafür ist es noch zu früh“, hieß es. Vorstandschef Martin Winterkorn hatte vergangenes Wochenende im Fachblatt „Automotive News Europa“ ein Netz von 70 Werken in aller Welt bis 2018 angedeutet. Derzeit betreibt Volkswagen 62 Produktionsstätten rund um den Globus.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) betonte, auch die sechs Standorte im Nordwesten hätten enorme Vorteile von dem geplanten Ausbau. Mit rund 17,1 Milliarden Euro entfielen mehr als 27 Prozent der Investitionen auf das VW-Stammland. Er werde im Aufsichtsrat weiterhin alles dafür tun, damit der Konzern das Ziel erreiche, bis 2018 zum weltgrößten Autobauer aufzusteigen, sagte der Regierungschef: „Niedersachsen ist ein stabiler und verlässlicher Ankeraktionär. Wir haben Interesse am langfristigen Erfolg, für uns sind kurzfristige Renditebestrebungen nicht interessant.“

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