Wachstumsprognose: Wirtschaft wächst stärker als erwartet

Die noch amtierende schwarz-rote Regierung hat die Wachstumsprognose für dieses und kommendes Jahr deutlich erhöht.

Containerverkehr in Hamburg: Nach Einschätzung von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries haben sich mit der anziehenden Weltwirtschaft auch die Exporte in Deutschland belebt. Foto: dpa

Foto: Christian Charisius

Berlin. Die künftige Bundesregierung bekommt noch kräftigeren Rückenwind von der Wirtschaft als bereits im Frühjahr prognostiziert. Die noch amtierende schwarz-¬rote Regierung hat die Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr deutlich erhöht. Nach Angaben des Ifo-Instituts ergibt sich für die kommenden Jahre ein finanzieller Spielraum von etwa 33 Milliarden Euro. Nachfolgend die wichtigsten Details im Überblick:

In ihrer aktuellen Herbstprojektion beziffert die amtierende Bundesregierung den Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr auf zwei und im nächsten Jahr auf 1,9 Prozent. Damit korrigierte sie ihre Erwartungen gegenüber dem Frühjahr um 0,5 beziehungsweise 0,3 Prozentpunkte nach oben. Eine ähnlich optimistische Prognose hatten vor einer Woche auch schon die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute veröffentlicht. Man werde einer neuen Bundesregierung „ein gut bestelltes Feld überlassen“, erklärte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) gestern in Berlin.

Nach Einschätzung von Zypries hat die Konjunktur in Deutschland an Schwung gewonnen. So haben sich mit der anziehenden Weltwirtschaft auch die Exporte belebt, was wiederum die private Investitionstätigkeit beflügelte. Auch die neuesten statistischen Angaben zu den Auftragseingängen kündeten von einem „stetigen und breit angelegten Aufschwung mit einem soliden binnenwirtschaftlichen Fundament“, sagte Zypries.

Ebenfalls sehr positiv. Seit dem Jahr 2013 ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um insgesamt 2,5 Millionen gestiegen. Für 2018 rechnet die Bundesregierung mit einem neuen Rekord von 44,8 Millionen Beschäftigten. Im laufenden Jahr soll ihre Zahl um 660 000 steigen und im kommenden Jahr um weitere 495 000. Wegen der großen Arbeitskräftenachfrage wird bis Ende 2018 auch ein weiterer Rückgang der Arbeitslosigkeit um insgesamt 255 000 Personen erwartet. Die Zahl der Erwerbslosen läge dann bei 2,5 Millionen, was einer Quote von nur noch 5,5 Prozent entspricht. Und das trotz der vielen Flüchtlinge, wie Zypries betonte.

Ja. Anders als in früheren Jahren müssen sich die Verbraucher wieder auf eine stärkere Teuerung einstellen. Nachdem die Inflation 2016 mit 0,5 Prozent nahezu stagnierte, werden für 2017 und 2018 Zuwächse von 1,8 beziehungsweise 1,6 Prozent erwartet. Ursache sind in erster Linie steigende Energie- und Lebensmittelpreise. Unter Berücksichtigung der prognostizierten Lohnsteigerungen hätten die Beschäftigten aber trotzdem noch ein Plus im Portemonnaie.

Nach Angaben von Clemens Fuest, Chef des Münchner Ifo-Instituts, eröffnet die gute Wirtschaftslage in den nächsten Jahren einen finanziellen Spielraum von etwa 33 Milliarden Euro in den öffentlichen Kassen. Eine neue Regierung müsse damit aber verantwortungsvoll umgehen, mahnte er gestern in Berlin. Konkret empfahl Fuest Steuersenkungen und eine kritische Überprüfung staatlicher Ausgaben.

Die Daten der Herbstprojektion, die auch auf Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Bundesbank beruhen, bilden die Grundlage für die nächste Steuerschätzung, die am 9. November veröffentlicht wird. Damit sind die Daten ein Orientierungsrahmen zur Aufstellung der Haushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen.