Wachwechsel: Eon bekommt bald neuen Chef
Johannes Teyssen will erst im Sommer seine Strategie und neue Ziele vorstellen. Bernotat geht in Ruhestand.
Düsseldorf. Johannes Teyssen (50), ab 1. Mai neuer Eon-Chef und damit wichtigster Energiemanager der Republik, fuhr am Mittwoch gleich mit dem Moped vor. Das hatten die Fotografen so arrangiert, denn Deutschlands größter Energiekonzern zeigte am Rande seiner Bilanzpressekonferenz auch eine Reihe von Zukunfts-Fahrzeugen mit Elektromotor - vom Rennwagen bis zum Moped.
Die Wahl des Zweirads von Teyssen zeigt aber wohl auch einen neuen Trend, der in die Zentrale des Düsseldorfer Dax-Konzerns einziehen wird oder bereits eingezogen ist. Denn Teyssen agiert seit Monaten als "Innenminister". Sein Vorgänger Wulf Bernotat (61) der am "Tag der Arbeit" ausscheidet, hat sich in der letzten Zeit auf den Posten des "Außenministers" zurückgezogen und vertritt Eon nur noch bei Energiegipfeln und in politischen Diskussionsrunden.
Angeblich soll das Bernotats Vorgänger, Ulrich Hartmann (71), der als Aufsichtsratschef immer noch jährlich über 450.000 Euro bei Eon verdient, so gewollt haben. Den geplatzten Spanien-Deal um Endesa hat Hartmann Bernotat jedenfalls angeblich nie verziehen.
Was Bernotat, der bereits die Hauptversammlung am 6. Mai nicht mehr leiten darf, künftig macht, darauf wusste er am Mittwoch keine Antwort. Von seinem Jahresgehalt 2009 - 4,465 Millionen Euro und Pension - kann der Ex-Eon-Chef (Teyssen verdient gut 800.000 Euro weniger) wohl noch eine Weile ohne Arbeit leben. In den Aufsichtsrat von Eon kann Bernotat nach neuen Gesetzen jedenfalls zwei Jahre lang nicht einziehen. Andere Unternehmen hätten aber nachgefragt, ob er bei ihnen in den Aufsichtsrat will.
Bernotat hat mit einer "gemischten" Bilanz 2009 Abschied genommen - mit leichten Rückgängen bei Umsatz und Gewinn. Die Aktionäre erhalten dennoch eine stabile Dividende von 1,50 Euro je Aktie. Was Teyssen besser machen will, sagte er noch nicht. Erst im Sommer will er seine Strategie und neue Ziele präsentieren. Er wird sich aber wohl mehr mit Energien aus Wind und Sonne beschäftigen. Bernotat gab zu, bei Erneuerbaren Energien lange "zu zögerlich" gehandelt zu haben.