Währungsfonds: Lagarde steht vor hohen Hürden

Erste IWF-Chefin der Geschichte muss Griechen-Krise lösen und Image pflegen.

Washington. Am kommenden Dienstag tritt Frankreichs Wirtschafts- und Finanzministerin Christine Lagarde in Washington ihr neues Amt als geschäftsführende Direktorin der Internationalen Währungsfonds (IWF) an. Die 55-jährige Juristin, die erste Frau an der Spitze der Internationalen Finanzierungsorganisation, steht vor hohen Hürden.

Die Reaktionen innerhalb des 3000 Mitarbeiter zählenden Währungsfonds sind durchwachsen. Vertreter der Schwellen- und Entwickungsländer meinen, dass Lagarde von Vorschusslorbeeren profitiert habe und ihr einziger Konkurrent, der mexikanische Notenbankchef Agustin Carstens, den Posten verdient hätte. Unter den Europäern und Amerikanern aber herrschte ein klarer Konsens: Angesichts der Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise und der noch ungelösten Probleme in der Eurozone führte kein Weg daran vorbei, dass der prestigereiche Posten zumindest vorläufig in europäischen Händen bleibt. „In diesen kritischen Zeiten für die Weltwirtschaft“, so US-Finanzminister Timothy Geithner, seien Lagardes „außergewöhnliches Talent und Erfahrung“ unverzichtbar für die effektive Leitung des IWF.

Vom ersten Tag an wird Lagarde an mehreren Fronten tätig werden. Zum einen muss sie die Koordinierung neuer Hilfspakete für Griechenland und die anderen hochverschuldeten Länder der Eurozone überwachen, sich gleichzeitig aber von dem Verdacht distanzieren, in der 187 Mitgliedsländer umfassenden Organisation vorwiegend europäische Interessen wahrzunehmen. „Lagardes Erfolg wird entscheidend davon abhängen, dass sie eben nicht als Europäerin auftritt, sondern als IWF-Chefin, die für alle da ist“, erklärt Alessandro Leitpold, früherer IWF-Direktor.

Neben der Bewältigung der Schuldenkrise wird die IWF-Direktorin sich aber auch um Imagepflege kümmern müssen. Spätestens seit der Verhaftung von Lagardes Vorgänger Dominique Strauss-Kahn kämpft der Währungsfonds mit Vorwürfen, wonach Fehlverhalten männlicher Führungskräfte gegenüber Frauen stillschweigend geduldet wurde. „Es ist gewiss kein Zufall“, so ein langjähriger IWF-Manager, der nicht namentlich zitiert werden wollte, „dass ausgerechnet nach der Strauss-Kahn Affäre eine Frau im Chefsessel sitzen wird. Das kann dem Ansehen des Hauses nur helfen.“