Kosten gestiegen Warum Autofahrer plötzlich mehr Kfz-Steuer zahlen müssen

Düsseldorf · Bei der Kfz-Steuer müssen Verbraucher seit einigen Wochen tiefer in die Tasche greifen. Dabei hatte die Regierung Steuererhöhungen ausgeschlossen. Hintergrund ist ein neues Messverfahren.

 Der CO2-Ausstoß wird bei der Kfz-Steuer berücksichtigt.

Der CO2-Ausstoß wird bei der Kfz-Steuer berücksichtigt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Eigentlich hatte die große Koalition in Berlin Steuererhöhungen ausgeschlossen. Eigentlich. Tatsächlich verlangt der Staat seit einigen Wochen mehr, nämlich bei der Kfz-Steuer.

Hintergrund: Autos, die ab September erstmals zugelassen werden, müssen den neuen Messzyklus WLTP (Worldwide harmonized Light-Duty Test Procedure) durchlaufen. Im Unterschied zum bisherigen NEFZ-Zyklus (Neuer Europäischer Fahrzyklus) wird nun genauer und realistischer geprüft, wie viel die Autos verbrauchen und wie hoch der Ausstoß von Schadstoffen ist. Mehr Wahrheit also. Nachteil für den Kunden: Weil die neuen Zahlen näher am Alltagsbetrieb der Fahrzeuge ermittelt werden, sind die Werte höher. Und weil der CO2-Ausstoß in die Berechnung der Kfz-Steuer einfließt, steigt die finanzielle Belastung.

Das führt zu dem absurden Ergebnis, dass für technisch identische Fahrzeuge eine unterschiedliche Besteuerung gilt. Wer sein Auto nach dem 1. September zugelassen hat, zahlt nach Berechnungen des ADAC zum Teil erheblich mehr. Beim Peugeot 508 1.6 beträgt das Plus 73,9 Prozent, beim VW up! GTI sind es immerhin 72 Prozent (siehe Grafik).

 Je nach Modell gibt es Unterschiede.

Je nach Modell gibt es Unterschiede.

Foto: Foto: dpa, Grafik: klxm.de

2019 rund 70 Millionen Euro Mehreinnahmen für den Bund

Schon seit Mitte 2009 wird bei der Erstzulassung neuer Pkw zur Berechnung der Kfz-Steuer neben dem Motor-Hubraum auch der CO2-Wert herangezogen. Für Ottomotoren gilt: zwei Euro je 100 Kubikzentimeter Hubraum; Dieselmotor: 9,50 Euro je 100 Kubikzentimeter Hubraum. Hinzu kommt jeweils der CO2-abhängige Steuerbetrag: zwei Euro oberhalb eines steuerfreien Grenzwertes von 95 Gramm je Kilometer.

Ob die Bundesregierung daran denkt, die Berechnung der Kfz-Steuer angesichts der faktischen Steuererhöhung durch WLTP zu verändern, ist unklar. Auf Nachfrage dieser Zeitung hieß es, das Finanzministerium werde die Auswirkungen des neuen Verfahrens auf die Kfz-Steuer nach einer Erfahrungszeit von zwölf Monaten prüfen und dann den Finanzausschuss des Bundestages unterrichten.

Ein Blick in die jüngste Steuerschätzung, die am Donnerstag vorgelegt wurde, zeigt, dass die Auswirkungen von WLTP durchaus spürbar sind. Demnach dürften die Einnahmen aus der Kfz-Steuer 2019 um 70 Millionen auf 9,08 Milliarden Euro klettern. 2018 hatte das Plus lediglich bei 20 Millionen Euro gelegen. Über Details zu Autotypen oder Einzelfahrzeugen und den Folgen von WLTP für die Kfz-Steuer verfügen die Behörden nach eigenen Angaben nicht. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen schätzt, dass in den nächsten 15 Jahren durch den weitgehenden Austausch der Fahrzeugflotte durch das neue Messverfahren pro Jahr 2,5 Milliarden Euro in die Bundeskasse gespült werden.