Weltbank: Rasche Erholung in Japan möglich

Singapur/Zürich (dpa) - Erdbeben und Tsunami haben in Japan nach Schätzung der Weltbank Schäden von bis zu 166 Milliarden Euro verursacht. Die japanische Wirtschaft werde sich durch einen Kraftakt für den Wiederaufbau aber relativ schnell erholen, sagte der zuständige Chefökonom Vikram Nehru am Montag.

Dafür spreche auch die Erfahrung nach dem Erdbeben im japanischen Kobe 1995. Die Rating-Agentur Moody's sieht das Land bereits im zweiten Halbjahr 2011 wieder auf Wachstumskurs. Die Aufbauanstrengungen dürften jedoch die Preise für Öl, Gas und andere Rohstoffe in die Höhe treiben, warnte die Weltbank bei der Vorlage einer neuen Konjunkturanalyse zur Ostasien- und Pazifik-Region in Singapur.

Die Schadensschätzungen liegen demnach bei 122 bis 235 Milliarden US-Dollar - das sind bis zu 166 Milliarden Euro. Es sei noch zu früh, die Folgen durch die schwer beschädigten Atomkraftwerke und mögliche radioaktive Verseuchung abzuschätzen.

Laut einer Untersuchung der US-Ratingagentur Moody's dürften die gravierendsten Folgen der Katastrophe auf das erste Halbjahr beschränkt bleiben. Wegen der enormen Investitionen in den Wiederaufbau könne das japanische Bruttoinlandsprodukt ab dem zweiten Halbjahr wieder wachsen, heißt es in einer Studie vom Montag. Auf das Gesamtjahr bezogen sei ein Plus von einem Prozent möglich, 2012 dann 2,3 Prozent.

Wenn es allerdings nicht gelingen sollte, die Ausbreitung der Strahlung auf die Umgebung des zerstörten Atommeilers Fukushima einzudämmen, könnte eine Stimmungseintrübung bei den Verbrauchern die Wirtschaft stark belasten.

Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re rechnet in einer ersten Schätzung durch die Ereignisse in Japan mit einer eigenen Schadensbelastung in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (846 Mio Euro), wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Allerdings sei der Unsicherheitsfaktor bei der Schadenschätzung besonders groß.

Die großen deutschen Rückversicherer Münchener Rück und Hannover Rück wollen sich noch nicht auf ihre eigene Schadensbelastung festlegen. Sprecher beider Unternehmen betonten, die Schätzungen seien noch in Arbeit.

Günstig für die Rückversicherer sei die Tatsache, dass für versicherte Erdbeben- und Tsunamischäden an Wohnbauten ein staatliches Rückversicherungsprogramm bestehe, hieß es bei Swiss Re. Bei Sachversicherungen sei zudem nukleare Verseuchung ausgeschlossen.

Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler will in den nächsten Tagen in Japan wieder Lastwagen bauen. „Wir gehen davon aus, dass wir am Mittwoch wieder produzieren“, sagte eine Unternehmenssprecherin am Montag in Stuttgart. Die endgültige Entscheidung werde wegen der noch immer schwierigen Lage aber erst kurz vor dem Hochfahren der Produktion fallen. Das japanische Nutzfahrzeuggeschäft des Autobauers ruht nach dem Erdbeben und der Atomkatastrophe seit einer Woche.

Daimler beschäftigt in Japan knapp 13 000 Menschen, den Großteil davon bei der Tochter Mitsubishi Fuso. Die meisten der entsandten Mitarbeiter hatten das Land nach der Katastrophe verlassen. Wann sie zurückkehren sollen, ist noch unklar.