Weltbank ruft Europa zum Kampf gegen die Krise auf

Washington (dpa) - Dramatischer Appell von Weltbank-Präsident Robert Zoellick: Europäer und Amerikaner müssen den Kampf gegen die Schuldenkrise entschlossen aufnehmen.

Sollten sich die großen Industrienationen nicht rasch zu verantwortlichem Handeln durchringen, könnten sie die Weltwirtschaft mit „herunterziehen“.

Besonders hart ging Zoellick mit den Europäern ins Gericht: Sie wehrten sich gegen die „schwierige Wahrheiten über die gemeinsame Verantwortung einer Währung“. Viel zu lange seien schwierige Entscheidungen herausgezögert worden, meinte er am Mittwoch in Washington.

„Die Weltwirtschaft ist eine neue Gefahrenzone eingetreten“, warnte Zoellick mit Blick die Schuldenkrise in Europa und den USA. Jetzt stünden schmerzhafte Schritte bevor. „Die Zeit des Durchwurschtelns ist vorbei.“ Rasche Entscheidungen sei notwendig. Die Finanzkrise 2008 habe gezeigt: Je später man handelt, umso schmerzhafter würden die Schritte.

Zoellick wandte sich besonders an die Europäer. Im Kern meinte er, ohne abgestimmte Haushaltspolitik könne eine Währungsunion kaum funktionieren. „Für die Eurozone ist es nicht verantwortungsvoll, einer Währungsunion Treue zu schwören, ohne .. eine Haushaltsunion ins Visier zu nehmen, die eine Währungsunion funktionsfähig macht.“ Die Alternative sei es, schwere Folgen für verschuldete Mitgliedsstaaten, die nicht wettbewerbsfähig sind, in Kauf zu nehmen.

Für die Amerikaner wiederum komme es darauf an, einen politischen Kompromiss zum Abbau des Defizits zu finden. Japan benötige wirtschaftliche und soziale Reformen.

Die Politiker müssten ihrer Verantwortung gerecht werden und dürfen sich nicht von „kurzfristiger politischer Taktik“ leiten lassen. „Macht kommt mit Verantwortung“, sagte Zoellick.

Auch US-Präsident Barack Obama hatte sich jüngst besorgt über mögliche globale Folgen der Euro-Krise geäußert. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa meinte er, die Währungsunion müsse durch eine abgestimmte Haushaltspolitik ergänzt werden. So lange die Euro-Krise „nicht gelöst ist, werden wir weiterhin Schwächen in der Weltwirtschaft sehen“.