WestLB geht, Portigon kommt - Das Ende einer Traditionsbank

Es ist eine tiefe Zäsur in der deutschen Landesbankenszene: Die einst mächtige WestLB steht vor ihrem Ende. Bei der letzten Bilanz-Vorlage präsentierte Vorstandschef Voigtländer den Nachfolger Portigon. Aber Tausende von Mitarbeitern stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Düsseldorf. Zu Beginn und am Ende seines Vortrags wird Dietrich Voigtländer etwas wehmütig: „Wir haben gekämpft, wir haben mit Kraft um die Zukunft gearbeitet und bis zum Schluss um Alternativen gerungen“, sagt der Vorstandschef der WestLB bei der letzten Bilanzvorlage der einst mächtigsten deutschen Landesbank. Er spricht von schmerzhaften Einschnitten, vor allem für die rund 4400 Mitarbeiter der Bank, die unverschuldet in die Krise geraten seien. Doch die EU-Kommission und die Eigentümer hätten so entschieden.

Zerschlagen, abgeschoben, verkauft - in gut 100 Tagen ist Schluss oder wie Voigtländer sagt: „Wir schreiben das letzte Kapitel in der Geschichte der WestLB.“ Vor mehr als 40 Jahren war die Bank aus der Fusion der rheinischen und westfälisch Girozentralen entstanden. Sie wurde immer größer, immer einflussreicher und steuerte jahrelang die Industriepolitik in Nordrhein-Westfalen.

Doch der EU-Kommission war die WestLB unter anderem wegen bedenklicher Staatsbeihilfen ein Dorn im Auge. Dann verzettelte sich die Bank in riskanten Geschäften, es häuften sich in den vergangenen 10 Jahren Milliarden-Verluste. Die weltweite Finanzkrise war schließlich der Sargnagel der WestLB.

In diesen tristen Wochen des Abschieds hat Voigtländer dennoch eine Neuigkeit zu vermelden: Auf der Leinwand hinter dem Vorstandspodium drehen sich zwei blaue Kreise, die sich zu vereinen scheinen: Es ist das neue Logo der WestLB-Nachfolgerbank mit dem Namen Portigon Financial Services.

Sie symbolisiere einen sicheren Ort und biete einen sicheren Hafen, preist Voigtländer den Finanzdienstleister. Und er selbst steht bereit, als Vorstandschef auch an der Spitze dieser Gesellschaft zu stehen. In Portigon fließt die restliche WestLB, die ab dem 30. Juni bei der Abwicklung hilft, Wertpapiere verwaltet und auch anderen Banken und Finanzinstituten weltweit diese Dienste anbieten möchte.

Zu diesem Stichtag werden alle nichtverkäuflichen Aktivitäten der Landesbank, darunter auch die Immobilientochter Westimmo, in die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) geschoben. Nur das Sparkassengeschäft mit rund 400 Arbeitsplätzen, das von der Hessische-Thüringischen Landesbank (Helaba) übernommen wird, gilt als zukunftsfest.

Den meisten Mitarbeitern der Bank brennt in diesen Tagen nur eine Frage auf den Nägeln: Was wird aus meinem Job? Bis zum Jahresende soll sich die Stellenanzahl bei der WestLB - beziehungsweise dann der Portigon - auf rund 2700 reduzieren und zwar ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Und damit ist das Ende noch nicht erreicht. Bis 2016 peilt das Bankmanagement einen weiteren Abbau auf zirka 1000 Stellen an. Voigtländer spricht von einem „schmerzhaften, aber unvermeidlichen“ Umbauprozess - und den will er professionell umsetzen.