Klima-Risiko-Index Wetterextreme werden auch in Deutschland immer mehr zum Problem
Deutschland rückt auf dem Klima-Risiko-Index der Umweltschutzorganisation Germanwatch mehr als 20 Plätze nach oben. Am Schlimmsten betroffen sind Entwicklungs- und kleine Inselstaaten.
Bonn. Wie groß schon heute der Anteil des Klimawandels an Wetterextremen ist, kann schwer eingeschätzt werden. Aber der jährliche Klima-Risiko-Index (KRI) der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch macht deutlich, welche Staaten besonders verwundbar sind. 2016 waren das Haiti, Simbabwe — sowie die Fidschi-Inseln, die gerade auch die Präsidentschaft der Weltklimakonferenz in Bonn innehaben.
Dass Entwicklungs- und kleine Inselstaaten in besonderem Maße leiden, ist dabei kein einmaliger Zufall. Über die vergangenen 20 Jahre betrachtet, sind Honduras, Haiti und Myanmar die am härtesten betroffenen Länder. Neun der zehn zwischen 1997 und 2016 am meisten von Wetterextremen betroffenen Staaten sind laut den Donnerstag in Bonn vorgestellten neuesten Zahlen Entwicklungsländer.
Die besondere Gefährdung dieser Länder wird vor allem bei einer relativen Betrachtung deutlich. Zwar sind die absoluten finanziellen Schäden in reichen Ländern deutlich höher, aber Todesfälle, Elend und existenzielle Bedrohungen sind bei den einkommensschwachen Ländern viel stärker ausgeprägt. Insgesamt spricht der Index von mehr als 524 000 Toten als direkte Konsequenz aus gut 11 000 Extremwetterereignissen zwischen 1997 und 2016. Die wirtschaftlichen Schäden in dieser Zeit werden mit 3,16 Billionen US-Dollar (2,72 Billionen Euro) beziffert.
Wer am meisten betroffen ist, hat in der Regel auch mit außergewöhnlich schweren Katastrophen zu tun. „Stürme mit nie zuvor beobachteter Wucht haben Inselstaaten zuletzt verheerend getroffen“, sagt David Eckstein, einer der Autoren des Index. „Haiti wurde 2016 vom stärksten Hurrikan seit über 50 Jahren heimgesucht und Fidschi vom stärksten je dort gemessenen Wirbelsturm.“ Als schlimmste Naturkatastrophe seit dem Erdbeben 2010 kostete allein der Hurrikan Matthew auf Haiti mehr als 500 Menschen das Leben.
Und die Entwicklung geht weiter: Nach jetzigem Stand gehen die Autoren davon aus, dass 2017 das Jahr mit den weltweit größten Schäden durch Extremwetter wird, die jemals registriert wurden. Während Deutschland im Index für 2016 auf Platz 42 liegt, belegt es in der Langfristbetrachtung Platz 23 und ist damit nach Frankreich und Portugal die am drittstärksten gebeutelte Industrienation. Und während US-Präsident Donald Trump Klimaschutz für verzichtbar hält, rangierte das von ihm regierte Land im Jahr der Trump-Wahl weltweit auf Rang zehn — mit 267 Todesopfern und rund 47,4 Milliarden Dollar (40,9 Milliarden Euro) Wetterschäden.
Aber schwerer haben es die Länder, die so oft von Extremwetterereignissen heimgesucht werden, dass sie kaum Zeit haben, sich zu erholen. In den vergangenen Jahren galt das für Staaten wie Haiti, Indien, Sri Lanka und Vietnam. „Vor allem für kleinere Staaten ist das eine kaum zu bewältigende Belastung“, sagt Autor Eckstein. „Das unterstreicht, wie wichtig es ist, dass arme Länder sowohl bei der Klimawandelanpassung als auch beim Umgang mit Schäden und Verlusten unterstützt werden.“