Widerstand gegen Cent-Aus
Bundesbank lehnt Pläne der EU ab. Hilfsorganisationen fürchten Spendenrückgang.
Frankfurt. Die mögliche Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen trifft auf Ablehnung in Deutschland: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sprach sich gegen entsprechende Überlegungen auf EU-Ebene aus. „In der deutschen Bevölkerung besteht der Wunsch, an den Kleinmünzen festzuhalten. Ich persönlich kann mich dem nur anschließen.“ Weidmann wies auch darauf hin, dass die Abschaffung nur eines der von der EU-Kommission vorgestellten Szenarien sei. Grundsätzlich liege die Entscheidung auch nicht bei den Notenbanken, sondern bei den europäischen Finanzministern.
Hintergrund der EU-Pläne sind die Kosten für die Herstellung der kupfernen Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Die Produktion ist angesichts der hohen Rohstoffpreise ein Verlustgeschäft für die Staaten.
Sorgen machen sich auch Hilfsorganisationen — sie befürchten bei einer Abschaffung der Münzen einen Spendenrückgang. In diesem Fall rechnet etwa das Deutsche Kinderhilfswerk mit einem Rückgang des Spendenvolumens „im hohen sechsstelligen Bereich“, wie Sprecher Uwe Kamp sagte.
Bundesweit gebe es 50 000 Spendendosen des Werks in Einzelhandelsgeschäften. „Das Problem ist, dass wir ungefähr ein Viertel unserer Spendeneinnahmen, die aus der Spendendose kommen, durch Ein- und Zwei-Cent-Münzen generieren.“ Ein Fünf-Cent-Stück werde dann nicht so einfach in eine Spendendose gehen wie die kleineren Kupfermünzen. Kamp bezifferte die Einnahmen aus der Spendendose beim Kinderhilfswerk pro Jahr auf 1,2 bis 1,3 Millionen Euro. Er hält es sogar für möglich, dass die Spendendose dann komplett verschwinden könnte.
Vor einer möglichen Abschaffung der Münzen fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), die Folgen für die Bürger zu untersuchen. „Es bedarf mehr als eines Bauchgefühls, um entscheiden zu können, ob man diese Münzen abschaffen kann und welche Spielregeln dafür gelten müssten“, sagte der VZBV-Finanzexperte Frank-Christian Pauli.
Gegen eine Abschaffung spreche, dass sie eine verdeckte Preiserhöhung zur Folge haben könnte, weil Preise aufgerundet würden, so Pauli. Für ein Aus könne angeführt werden, „dass man weniger Kleinstmünzen als Wechselgeld im Portemonnaie sammelt und dass es eine Abkehr von den x,99-Euro-Preisen geben würde“. Diese legten nahe, dass eine Ware unter einer bestimmten Preisgrenze liege.