Mayer verordnet Yahoo Verjüngungskur
Mit dem Kauf des Blog-Dienstes Tumblr erhält der Konzern junge Nutzer.
New York. Die Stimme von Marissa Mayer überschlägt sich fast, als sie die Übernahme des Blog-Dienstes Tumblr verkündet. „Ich bin so begeistert über diesen Zukauf“, sagt die Yahoo-Chefin am Montag in einer eilends einberufenen Telefonkonferenz. „Tumblr wird das Spiel verändern.“
Was sie meint: Mit Tumblr bekommt Yahoo auf einen Schlag Abermillionen neue Nutzer. Darunter sind vor allem junge Leute, die bei Tumblr einen Blog, eine Art Tagebuch oder Journal, haben und die sich bislang nur selten zu Yahoo verirrten. „Tumblr wächst, und wir können davon auf unseren eigenen Webseiten profitieren.“ Das Internet-Urgestein lässt sich diese Verjüngungskur 1,1 Milliarden Dollar (855 Millionen Euro) kosten.
Mayer räumt ein: „Unsere Nutzer sind älter.“ Das ist ein Nachteil im Wettbewerb um die Werbemilliarden im Internet. Während das Geschäft von Rivalen wie Google oder Facebook Quartal für Quartal massiv wächst, stagniert Yahoo bestenfalls. Zuletzt musste Mayer sogar sinkende Werbeeinnahmen hinnehmen.
Deshalb versucht sie seit ihrem Amtsantritt im Sommer vergangenen Jahres, Yahoo neu zu erfinden: Mehr Inhalte, mehr auf Smartphones und Tablets ausgerichtet, insgesamt jünger. Sie stemmte eine Reihe kleinerer Zukäufe, doch Tumblr soll so etwas wie der Befreiungsschlag werden. Mayer träumt von einer Milliarde Nutzern jeden Monat auf den Webseiten des Konzerns, 50 Prozent mehr als bislang.
Um ihr Ziel zu erreichen, hat Mayer das 19 Jahre alte Yahoo aus seiner Lethargie gerissen, in der das Unternehmen nach diversen Führungswechseln steckte.
Die Börse gibt Mayer Recht. Seitdem die 37-Jährige das Ruder übernommen hat, ist der Aktienkurs um beinahe 70 Prozent gestiegen. Mit den zuletzt eher mauen Geschäftszahlen lässt sich dies nicht begründen. Dahinter steckt vielmehr die Hoffnung, dass Yahoo wieder zu einer treibenden Kraft im Internet wird.