Milliarden für Meeresfrüchte Wirtschaft erwartet steigende Preise für Frischfisch & Co.

Hamburg (dpa) - Die Preise für Fische und Meeresfrüchte im deutschen Einzelhandel werden nach Einschätzung der Fischwirtschaft weiter steigen.

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In asiatischen Ländern sei eine größer werdende Kundschaft bereit, für Fisch tiefer ins Portemonnaie zu greifen, berichtete der Vorsitzende des Fisch-Informationszentrums (FIZ), Thomas Lauenroth, in Hamburg. Das internationale Marktgeschehen mit steigender Nachfrage habe Auswirkungen auf den deutschen Markt, denn rund 87 Prozent des deutschen Marktes werden durch Einfuhren gedeckt.

Für den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten haben die Verbraucher in Deutschland schon in den vergangenen beiden Jahren mehr Geld ausgegeben. 3,9 Milliarden Euro ließen sie hierfür 2017 im Einzelhandel - rund 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Fisch und Fischprodukte war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2017 um 3,8 Prozent gestiegen und damit stärker als der für Nahrungsmittel insgesamt (3,0 Prozent).

Der deutsche Einzelhandel verkaufte 2017 rund 413.500 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Beliebt auf dem Speiseplan sind weiterhin Lachs, Alaska-Seelachs, Hering, Thunfisch und Forellen, auf die rund drei Viertel des Verzehrs entfallen. Am liebsten greifen die Verbraucher zu Fischkonserven und Marinaden, die sich mit einem Marktanteil von 28 Prozent vor Tiefkühlfisch (25 Prozent) schoben.

Aber auch Frischfisch und aufgetauter Fisch gewinnen wieder in der Gunst der Verbraucher und liegen mit 12 Prozent Marktanteil erstmals vor Räucherfisch (11 Prozent). Räucherfisch habe sich in den ersten sieben Monaten dieses Jahres verglichen zur Vorjahresperiode um 5,6 Prozent auf 18,25 Euro je Kilo verteuert, sagte FIZ-Geschäftsführer Matthias Keller. Das akzeptierten manche Verbraucher nicht mehr. Frischer und aufgetauter Fisch koste derzeit durchschnittlich 14 Euro je Kilo, vier Euro mehr als der Durchschnittspreis für Fischwaren.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace mahnt seit Jahren die Verbraucher, Fisch als Delikatesse zu betrachten, die man nur zu besonderen Anlässen esse. Für die Naturschützer sind die Meere überfischt. Sie verlangen großflächige Schutzgebiete und ein nachhaltiges Fischereimanagement, damit sich Fischbestände erholen können. „Ein Bestand ist gesund, wenn er langfristig stabil bleibt und sich nach Befischung wieder regeneriert“, schreiben sie im Internet. Auch Aquakulturen wie in Norwegen oder Chile werden von Greenpeace nicht gutgeheißen. „Der beliebte Lachs aus konventioneller Aquakultur bedeutet Massentierhaltung mit allen Konsequenzen: giftige Chemikalien, Tierqual, Umweltverschmutzung“, hatte Meeresbiologe Thilo Maack erläutert.

Weil das FIZ beim Verzehr außer Haus - in Imbissen, Gaststätten und Restaurants - einen Rückgang ermittelte, ging auch der Pro-Kopf-Verbrauch von nachberechneten 14,4 Kilogramm (2016) auf 13,5 Kilogramm (vorläufige Zahl) zurück. Angesichts jährlich starker Schwankungen sei dieser Wert kaum aussagekräftig, teilte das FIZ mit.

Was im nächsten Jahr auf den Fischteller kommt, wird in diesem Oktober auch von den für die Fischerei zuständigen EU-Ministern mit entschieden. Geht es nach den bisherigen Vorschlägen, sollen Fischer 2019 mehr Scholle und Dorsch aus der westlichen Ostsee ziehen dürfen, aber - zum Schutz der Bestände - weniger Hering. Den Kabeljau-Fischern an der Nordsee drohen für 2019 kräftige Einschnitte. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass Kabeljau zu häufig als Beifang in den Netzen lande, was die Art gefährde. Wird trotz hoher Nachfrage nach diesen Fischarten weniger gefangen, drückt das die Preise weiter nach oben.

In der deutschen Fischwirtschaft sind fast 42.200 Menschen beschäftigt - vom Bordpersonal auf Fangfischen über die fischverarbeitende Industrie und den Handel bis zur Gastronomie.