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Wirtschaft fürchtet um russischen Markt

Austausch von Gütern auf Talfahrt. Vertrauensverlust durch Sanktionen. Keine Alternative zum Dialog.

Fährt jetzt in Russland: Ein Hochgeschwindigkeitszug vom Typ Velaro aus dem Uerdinger Siemens-Werk beim Verladen im Krefelder Hafen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Düsseldorf. Die deutsche Wirtschaft ist in großer Sorge, dass die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland wegen der Ukraine-Krise dauerhaft Schaden nehmen könnten. Wie groß die Angst ist, wurde gestern Abend bei einem Hintergrundgespräch deutlich, zu dem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf eingeladen hatte. Heute findet in der NRW-Landeshauptstadt die traditionelle Russland-Konferenz statt.

Ulrich Lehner, Ex-Henkel Chef und Präsident der IHK Düsseldorf.

Foto: Judith Michaelis

Die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ostukraine durch Russland beurteilt die Wirtschaft als völkerrechtswidrig. Akzeptiert wird der Primat der Politik, darauf mit Wirtschaftssanktionen zu reagieren. Es sei aber notwendig, auf die Kosten dieser Politik hinzuweisen, hieß es in dem Gespräch, an dem unter anderem Ex-Henkel-Chef und IHK-Präsident Ulrich Lehner und der deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger Freiherr von Fritsch, teilnahmen. Insbesondere drohe ein Vertrauensverlust, der es den deutschen Unternehmen sehr erschwere, nach dem Ende der Krise alte Marktpositionen wieder zurück zu gewinnen.

Von Januar bis Oktober 2014 brachen die deutschen Exporte nach Russland um fast 17 Prozent ein. Die Importe sackten um mehr als vier Prozent ab. Bei den Ausfuhren gab es vor allem im Geschäft mit Fahrzeugen sowie Maschinen und Ausrüstungen heftige Bremsspuren.

Die Folge: Anbieter aus China kommen auf den russischen Markt. Es bestehe die Gefahr, dauerhaft aus dem Geschäft gedrängt zu werden, hieß es in der Runde, an der auch Burkhard Dahmen teilnahm. Er ist Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses und Chef des Düsseldorfer Anlagen- und Maschinenbauers SMS Holding.

Nach Einschätzung der Wirtschaftsvertreter hat der Verfall des Ölpreises für die russische Wirtschaft katastrophale Auswirkungen. Das Land sei vollkommen von den Einnahmen aus den Energieexporten abhängig. Es gebe keinen Mittelstand, der den ökonomischen Absturz des Landes aufhalten könne. Ingenieure und Wissenschaftler verließen in Scharen das Land. Trotz der Krise sitzt Präsident Wladimir Putin sehr fest im Sattel, hieß es in der Runde. Weite Teile der Bevölkerung seien davon überzeugt, dass der Westen am Niedergang der russischen Wirtschaft schuld sei. Durch das Land gehe eine Welle von Patriotismus.

Zur Entschärfung des Konflikts gibt es nach Ansicht der Experten nur einen Weg: Mit den Russen reden, und zwar auf allen Ebenen. Am Ende müsse eine politische Lösung stehen, die der russischen Führung die Chance lässt, ihr Gesicht zu wahren.