Wirtschaftsforscher: Erdgasversorgung trotz Ukraine-Krise sicher
Berlin (dpa) - Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine muss deutschen Verbrauchern aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) noch kein Kopfzerbrechen bereiten.
Wie viele westeuropäische Staaten kann die Bundesrepublik einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen durch die Ukraine verkraften, wie eine Studie des Instituts im Auftrag der Grünen-Fraktion im Europaparlament ergab. Demnach gibt es ausreichend Reserven und Lieferwege um die Ukraine herum.
„Wir können relativ entspannt sein“, sagte DIW-Ökonomin Claudia Kemfert am Dienstag. „Würde die Lieferung über die Ukraine auch über den nächsten Winter hinweg ausfallen, würden wir das kompensieren können.“ Es gebe ausreichend Erdgas auf den Weltmärkten, Norwegen und Nordafrika etwa könnten mehr liefern.
Das Institut betonte, dass zudem durch die Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee russisches Erdgas direkt nach Deutschland fließt, durch die Jamal-Pipeline aus Weißrussland außerdem über Polen. Ein Viertel des deutschen Jahresverbrauchs lagere in Speichern.
Wenn Russland aber sämtliche Gashähne zudrehen würde - was derzeit nicht zur Debatte steht -, wären in Westeuropa nach der Studie Engpässe und höhere Preise möglich, in Deutschland etwa um 20 Prozent. Stärker wäre Osteuropa betroffen, wo viele Staaten abhängiger von Russland seien. In Finnland und im Baltikum ergibt das DIW-Szenario sogar eine Verdoppelung der Gaspreise.
Deutschland erhält laut DIW 38 Prozent seines Erdgases aus Russland. Trotzdem empfehlen die Wirtschaftsforscher der Bundesrepublik und den übrigen EU-Staaten, den Kreis ihrer Lieferanten weiter zu vergrößern. Notwendig seien etwa weitere Terminals für Flüssiggas in den Häfen.