Wohnungsknappheit wächst - aber Neubau-Investitionen sinken
Berlin(dpa) - Trotz steigender Wohnungsknappheit investieren deutsche Unternehmen weniger in Neubau als gedacht. Neubau-Investitionen im vergangenen Jahr sind um 1,7 Prozent zurückgegangen.
Nach Daten des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hatte der Verband eigentlich ein Plus von 25 Prozent erwartet. Für dieses Jahr sei aber mit einem Zuwachs um 34,1 Prozent zu rechnen, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser am Montag in Berlin.
Bei den Investitionen in den Bestand erwartet der GdW bei seinen Mitgliedsunternehmen für 2013 einen leichten Anstieg um 2,7 Prozent. Insgesamt seien die Rahmenbedingungen für Investitionen in den vergangenen zwei Jahren unsicherer geworden, begründete Esser. Vor allem gestiegene energetische Anforderungen wirkten sich bremsend aus.
Deutschlandweit sei mit einem Neubau von 213 000 Wohnungen zu rechnen. Besonders bei Mietwohnungen sei das aber noch viel zu wenig, sagte Esser. „Der Geschosswohnungsbau liegt seit dem Jahr 2000 dauerhaft unter Bedarf.“ Auch die Zahl der Sozialwohnungen habe sich drastisch reduziert - von 2002 bis 2011 um mehr als 950 000 Wohnungen.
Der GdW vertritt rund 3000 Wohnungsunternehmen, die bundesweit sechs Millionen Wohnungen vermieten. Das ist rund ein Drittel des deutschen Mietwohnungsmarktes.
Genügend Neubau gibt es laut GdW-Präsident Axel Gedaschko bei Luxuswohnungen im oberen Preissegment. Im mittleren und niedrigen Segment lohne sich das Bauen dagegen kaum noch. Kostensteigerungen von 58 Prozent für Rohrdämmung oder 48 Prozent für Wärmepumpen könne er sich mit normalen Marktmechanismen nicht mehr erklären. „Die Baukosten sind der Inflation davongerannt. Wenn das Bauen immer teurer wird, wird auch das Mieten von Neubauten teurer.“
Problematisch ist nach Einschätzung des Verbandes weiterhin die große Spaltung auf dem deutschen Wohnungsmarkt. In 70 der 386 deutschen Kreise gebe es einen spürbaren Anstieg der Mieten um mehr als vier Prozent, erläuterte Gedaschko. Das seien neben München, Berlin und Hamburg auch kleinere Universitätsstädte wie Freiburg, Weimar, Frankfurt (Oder) und Trier. „In diesen Kreisen leben 22 Prozent der Menschen.“ Wegen der hohen Eigentümer-Quote seien aber nicht alle von der Mietenexplosion betroffen. Zugleich gebe es auf dem Land und in Ostdeutschland Gegenden mit sinkenden Mieten und hohen Leerstandsquoten.
Die von der Politik erwogene Mietpreisbremse ist aus Gedaschkos keine Lösung. Sie werde den Anstieg der Mieten nur zementieren, da der nötige Neubau ausgebremst werde. Stattdessen sollten Kommunen ihre Grundstücke nicht mehr an den Höchstbietenden, sondern nach Konzept abgeben. Wer günstige Wohnungen schaffen wolle, solle weniger für Grund und Boden bezahlen, schlug Gedaschko vor.