Wowereit: Notbremse beim Hauptstadtflughafen besser früher gezogen
Berlin (dpa) - Der frühere Berliner Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hat das Vorgehen des Aufsichtsrats beim missglückten Projekt Hauptstadtflughafen verteidigt. Noch bis kurz vor der Absage des Eröffnungstermins 3. Juni 2012 habe das Kontrollgremium davon ausgehen können, dass dieser eingehalten werde
Das sagte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Noch bei einem Treffen am 30. März 2012 mit den Geschäftsführern Rainer Schwarz und Manfred Körtgen sei nicht zu erkennen gewesen, dass der Termin 3. Juni wegen der großen Probleme mit der Brandschutzanlage verschoben werden müsste, sagte Wowereit: „Die Geschäftsführung hat deutlich gemacht, dass sie Lösungsmöglichkeiten hatte. Die Frage war: Wie kriegen wir das gelöst?“
Aus heutiger Sicht „hätten wir das schon im Dezember verschieben müssen, das wäre so ein Punkt gewesen, wo man hätte die Notbremse ziehen müssen“, sagte der Ex-Politiker. Die dafür nötige Risikoabwägung sei aber damals unterblieben. Tatsächlich wurde die Eröffnung erst Anfang Mai abgesagt, rund drei Wochen vor dem geplanten Datum.
Er fühle sich dennoch von der Geschäftsführung nicht hinters Licht geführt, sagte Wowereit: „Ich habe keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass da viele sehr, sehr willig waren, diesen Flughafen zu eröffnen.“
Als Folge der Terminabsage wurde der Generalplaner - die Planungsgemeinschaft (PG) BBI um den Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan - seinerzeit entlassen. „Es ist nicht bewiesen, dass das wirklich ein Fehler war“, sagte Wowereit zu der Kritik, der Rauswurf des Generalplaners habe das Bauprojekt noch weiter verzögert. Die These, „wir würden heute mit PG BBI besser dastehen“, sei „ziemlich wackelig“.
Nach zwei weiteren Verschiebungen ist die Inbetriebnahme des neuen Berliner Flughafens nun für das zweite Halbjahr 2017 vorgesehen. Wowereit war bis zum Dezember 2014 Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft und Regierender Bürgermeister von Berlin. Er hatte erstmals im Mai 2013 vor dem Untersuchungsausschuss ausgesagt.