Yahoo-Chef mit falschem Titel

Scott Thompson schmückt sich mit Abschluss in Computerwissenschaften — doch eigentlich ist er Buchhalter.

New York. Neue Turbulenzen bei Yahoo: Der Internet-Konzern musste zugeben, dass sein neuer Chef Scott Thompson (52) entgegen bisherigen Angaben keinen Abschluss in Computerwissenschaften hat. Die falsche Information sei ein „unbeabsichtigter Fehler“ gewesen, erklärte Yahoo dem Blog „All Things Digital“. US-Medien wiesen allerdings darauf hin, dass der falsche Titel schon vor Jahren zu Thompsons Zeit bei der Handelsplattform Ebay in seinen offiziellen Lebensläufen auftauchte. Entsprechend viel Zeit hatte der Manager, den Fehler zu korrigieren. In Wirklichkeit hatte er nur den ebenfalls erwähnten Abschluss in Buchhaltung gemacht.

Der Hinweis auf den falschen Titel kam von Großaktionär Dan Loeb, der mit der Yahoo-Führung im Clinch liegt. Er betonte in dem süffisant formulierten Brief, dass Thompsons Stonehill College erst vier Jahre nach dessen Abschluss 1979 überhaupt angefangen habe, Titel in Computerwissenschaften zu vergeben. Eine einfache Google-Suche habe gereicht, um den Widerspruch festzustellen.

Für Yahoo könnte die Angelegenheit schwere Folgen haben. Es ist unklar, ob sich Aktionäre und Aufseher mit der knappen Erklärung zufriedengeben. Schließlich tauchte der falsche Titel auch in Börsenmitteilungen zu Thompsons Berufung an die Chefspitze auf. Nun drohen Aktionärsklagen.

Thompson kam Anfang des Jahres als großer Hoffnungsträger zu dem mit Rückgängen kämpfenden Internet-Pionier. Yahoo lebt von Online-Werbeeinnahmen. Und in diesem Geschäft sind Konkurrenten wie Google und zuletzt auch das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook immer stärker geworden. Thompson, der zuvor die Ebay-Bezahltochter PayPal führte, leitete einen strikten Sparkurs mit drastischem Stellenabbau ein. Vor seinem Antritt war Yahoo monatelang führungslos, nachdem die vorherige Chefin Carol Bartz nach zwei Jahren gefeuert worden war.

Yahoo stärkte Thompson zunächst ausdrücklich den Rücken. Der falsche Titel ändere nichts an der Tatsache, dass Thompson ein hochqualifizierter Manager sei.