Zahl der Jobsucher auf 25-Jahres-Tief

Nürnberg (dpa) - Trotz der weiter wachsenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge präsentiert sich der deutsche Arbeitsmarkt zum Spätsommer weiter robust. Mit 2,684 Millionen Jobsuchern registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) die niedrigste August-Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren, wie die Behörde mitteilte.

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Das waren 23 000 Erwerbslose mehr als im Juli, aber 111 000 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 6,1 Prozent. „Der Arbeitsmarkt hat sich weiter gut entwickelt“, kommentierte Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise die Zahlen.

Insgesamt waren bei den Jobcentern und Arbeitsagenturen zuletzt 153 000 geflüchtete Männer und Frauen als arbeitslos registriert, berichtete BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Diese seien 13 000 mehr als im Juli. Zusammen mit den rund 193 000 Asylsuchenden, die zur Zeit in Integrations- und beruflichen Eingliederungskursen auf Alltag und Arbeitsleben in Deutschland vorbereitet werden, beläuft sich die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge auf insgesamt 346 000; das sind rund 25 000 mehr als im Juni.

Derweil dämpfte Weise die Hoffnung auf eine rasche Integration der im Vorjahr nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Es sei in dem Punkt zwar grundsätzlich optimistisch. „Aber es wird viel Geld kosten und lange dauern“, sagte der Bundesagentur-Chef ein Jahr nach der Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Wir schaffen das!“.

Viel werde auch davon abhängen, wie viele Flüchtlinge dauerhaft in Deutschland bleiben, sagte er. Er gehe davon aus, dass für einen Teil der Menschen die Flucht nach Deutschland nur eine Entscheidung auf Zeit sei, um später in ihre Heimatländer zurückzukehren, wenn sich die Lage dort wieder bessere. Die Gesamtbilanz, ob es sich für Deutschland gelohnt habe, so viele Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen, werde wohl erst in einigen Jahren vorliegen, fügte er hinzu.

Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) rechnet erst längerfristig mit spürbaren Erfolgen bei der Jobmarkt-Integration von Flüchtlingen. „Wir schaffen das - es dauert“, sagte Nahles in Berlin. „Es wird kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.“ In vielen Bereichen der Wirtschaft würden zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht. „Gleichzeitig wird die Fluchtmigration nun zunehmend auf dem Arbeitsmarkt sichtbar.“ Das alles geschehe in dem Maße und in der Weise, „wie wir es erwartet und wie wir es vorbereitet und vorgesehen haben“.

Zugleich widersprach Becker der Kritik etwa der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner, die Wirtschaft engagiere sich zu wenig bei der Integration von Flüchtlingen. Tatsächlich hätten viele Firmen die Behörden bei der Erstversorgung der Flüchtlinge im Vorjahr etwa mit Sachspenden unterstützt. Inzwischen sorgten sie mit Praktika dafür, dass Flüchtlinge zeigen können, „was sie können“, sagte Becker. Sobald die Flüchtlinge besser Deutsch sprächen, gehe er davon aus, dass größere Firmen ihre „Ausbildungskapazitäten auch für Flüchtlinge nutzten“.

Allerdings stellten die Betriebe meist hohe Anforderungen an neue Mitarbeiter, die die bislang nur wenige Flüchtlinge erfüllten. Schon wegen ihrer häufig geringen Sprachkenntnisse suchen daher nach einer aktuellen BA-Analyse viele Flüchtlinge eher einen Job in Reinigungsbetrieben, Speditions- und Kurierunternehmen, als Köche oder Köchinnen, im Verkauf oder in Büro- und Sekretariatsberufen.

Nach Weises Einschätzung verkraftet die deutsche Wirtschaft die zunehmend auf den Jobmarkt drängenden Flüchtlinge vor allem wegen der weiter wachsenden Zahl von Arbeitsplätzen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Juli saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 39 000 auf 43,71 Millionen. Das waren 535 000 mehr als im Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte nach Hochrechnung der BA von Mai auf Juni saisonbereinigt um 4000 auf 31,39 Millionen Menschen zu. 685 000 Stellen - 89 000 mehr als vor einem Jahr - waren im August unbesetzt.