ZEW-Index auf tiefstem Stand seit Dezember 2008
Mannheim (dpa) - Die Zuversicht schwindet: Deutsche Finanzexperten zeigen sich beim Blick auf die Wirtschaftsentwicklung mittlerweile so pessimistisch wie seit Ende 2008 nicht mehr. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind im September den siebten Monat in Folge gesunken.
Dies teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mitt. Bankvolkswirte sehen darin zwar keinen Hinweis auf eine Rezession in Deutschland. Allerdings gehen sie von einer spürbaren Abschwächung der Konjunktur spätestens zum Jahreswechsel aus.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen sanken im September um 5,7 Punkte auf minus 43,3 Zähler. Sie entfernten sich damit noch weiter von ihrem historischen Mittelwert bei 25,6 Punkten. Von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Volkswirte hatten mit einem etwas schwächeren Rückgang auf minus 43,1 Punkte gerechnet. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage gab weiter nach. Sie sank um 9,9 Punkte auf 43,6 Zähler - lag damit aber noch deutlich über den Markterwartungen. Im August - dem Monat heftiger Börsenturbulenzen - hatten beide Indikatoren ungewöhnlich stark nachgegeben.
Das ZEW führt die Stimmungseintrübung auf die Schuldenkrise im Euroraum und die Angst vor einer Abschwächung der Weltwirtschaft zurück. Bankvolkswirte argumentierten ähnlich, eine Rezession erwarten sie aber gemeinhin nicht. „Unseres Erachtens dürfte das Befragungsergebnis durch die jüngsten Marktturbulenzen und die Euro-Schuldenkrise überzeichnet sein“, schreibt die Postbank in einem Kommentar. Allerdings rechnen die meisten Experten mit einer spürbaren Konjunkturabkühlung spätestens bis Ende des Jahres.
Für den Euroraum ergibt sich ein ähnliches Bild wie für Deutschland. Hier gaben die Konjunkturerwartungen um 4,6 Punkte auf minus 44,6 Zähler nach. Die Lageeinschätzung sank um 8,8 Punkte auf minus 27,9 Zähler. An den Finanzmärkten sorgten die neuen Umfrageergebnisse kaum für Bewegung.