Mehr als fünf Jahre Zinsmanipulation: Ex-Händler Bittar muss in Haft

London (dpa) - Im Skandal um in großem Stil manipulierte Zinssätze haben in London zwei Ex-Händler von Großbanken mehrjährige Haftstrafen erhalten.

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Der ehemalige Deutsche-Bank-Händler Christian Bittar muss für fünf Jahre und vier Monate ins Gefängnis, entschied der Southwark Crown Court. Er hatte sich bereits Anfang März schuldig bekannt, den europäischen Referenz-Zinssatz Euribor manipuliert zu haben. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Bank Barclays muss für acht Jahre hinter Gitter.

Bittar habe zumindest teilweise betrogen, um Bestätigung daraus zu ziehen, „das System über so viele Jahre schlagen zu können, ohne dabei erwischt zu werden“, sagte der Richter bei der Verkündung des Strafmaßes. Der Derivatehandel werde oft als eine Art Glücksspiel bezeichnet. „Sie sind einen Schritt weitergegangen, indem Sie den Würfel gezinkt haben“, meinte der Richter. Bittar wurde auch zur Zahlung von insgesamt rund 3,7 Millionen Euro verurteilt.

Mit den Tricksereien konnten sich Banken Millionen an Extragewinnen erschleichen - die Händler hatten Aussicht auf erhebliche Bonuszahlungen. Der Franzose Bittar arbeitete bei der Deutschen Bank in London und Singapur. 2011 trennte sich das Geldhaus von ihm. Bittar drohten bis zu zehn Jahre Gefängnis. Sein Geständnis dürfte sich strafmildernd ausgewirkt haben.

Der Händler hatte schon vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt, weil er für das Jahr 2008 sagenhafte 80 Millionen Euro an Bonusansprüchen angehäuft hatte. Sein Arbeitsvertrag garantierte ihm einen festen Prozentsatz der von ihm erzielten Spekulationsgewinne. Die Hälfte des Rekordbonus behielt die Bank aber wegen der Ermittlungen in Sachen Zinsmanipulation ein.

Referenz-Zinssätze geben an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Sie sind ein Maßstab für Geschäfte in Billionenhöhe - vom Baukredit bis zu Derivate-Geschäften. Auch der für Geschäfte in Dollar wichtige Zinssatz Libor wurde manipuliert. Die Deutsche Bank einigte sich 2015 mit Behörden in den USA und Großbritannien auf eine Rekordbuße von 2,5 Milliarden US-Dollar.