Zinstief brockt Dax-Konzernen Rekord-Pensionspflichten ein

Berlin (dpa) - Wegen des anhaltenden Zinstiefs in der Eurozone müssen die Dax-Konzerne einem Zeitungsbericht zufolge so hohe Pensionsverpflichtungen schultern wie noch nie.

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Durch die Differenz zu früheren höheren Zinszusagen sowie nötige Rückstellungen stieg die Summe im Jahr 2014 allein für die 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland um 29 Prozent auf 391,7 Milliarden Euro. Das schreibt die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine Analyse der Beratungsfirma Towers Watson. Gleichzeitig habe sich das Pensionsvermögen um nur 8 Prozent auf 213,5 Milliarden Euro erhöht.

Infolge dieser Lücke seien lediglich etwas mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) der für den Ruhestand der Mitarbeiter eingegangenen Verpflichtungen von den Kapitalanlagen der Unternehmen gedeckt - nach immerhin 65,3 Prozent im Vorjahr. „Die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank drückt den Rechnungszins nach unten, was zu steigenden Kosten für die betriebliche Altersvorsorge führt“, erklärte Towers-Watson-Experte Thomas Jasper. 80 Milliarden Euro an Eigenkapital werde die Zinsentwicklung die Dax-Firmen wegen des Ausbaus der Pensionsrückstellungen kosten, sagte er dem Blatt.

Der Chef des Mittelstandsverbands BVMW, Mario Ohoven, erwartet auch für kleinere und mittlere Firmen Zusatzlasten. Er sprach von einem „bösen Erwachen“ und einer möglichen Zunahme von Insolvenzen. Der Zinseffekt werde von der alternden Gesellschaft noch verschärft, weil mehr Menschen in den Ruhestand gingen. „Alles in allem ist das eine alarmierende Entwicklung“, sagte Ohoven der Zeitung.