„Fifty Shades of Grey“: Handel will am Erotikfilm verdienen

Berlin (dpa) - Sollten sich plötzlich mehr Kunden für Kabelbinder, Klebeband und Seile interessieren - die britische Baumarktkette B&Q ist vorbereitet.

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Vor dem Filmstart von „Fifty Shades of Grey“ hat das Unternehmen seine rund 20 000 Mitarbeiter aufgefordert, sich mit den Büchern von Autorin E.L. James und der Bestseller-Verfilmung zu beschäftigen. Ziel: Sollten Kunden nach Produkten fragen, die nicht nur bei Reparaturarbeiten, sondern auch bei Sado-Maso-Sex zu Einsatz kommen können, sollen sie sensibel reagieren, berichtete die Londoner Tageszeitung „Daily Telegraph“.

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Was die Kollegen in England machen, ist Florian Preuß ziemlich egal. „Bei unseren Kunden besteht kein Interesse - wir haben uns da auch rückversichert“, sagt der Sprecher der Baumarktkette Hornbach. Auch seine Kollegen erwarten keinen Kabelbinder-Boom durch die Sado-Maso-Romanze über die Studentin Anastasia Steel, die vom erfolgreichen Unternehmer Christian Grey in die SM-Welt eingeführt wird. „Das alles ist nicht mehr als ein ausgezeichnetes Marketing des Films“, meint Preuß.

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Marketing, das woanders perfekt funktioniert. Die großen Sex-Shop-Ketten haben „Fifty Shades of Grey“-Produktreihen im Programm. Beate Uhse hat im In- und Ausland den Filmstart gemeinsam mit den Kinos beworben. Und auch das Buch ist in den Bestsellerlisten wieder hochgerutscht. Einen Tag nach der Premiere lag das E-Book auf Platz fünf, das Taschenbuch auf Platz neun.

„Der Filmstart ist eine spitzen Vorlage für uns“, sagt Beate-Uhse-Sprecherin Doreen Schink. Je näher der Termin rückte, desto besser verkauften sich Produkte, die in der Buchvorlage vorkommen - Handschellen, Liebeskugeln und Bondage-Materialien. „Teilweise liegt der Anstieg im zweistelligen Prozentbereich“, sagt Schink. Auch die Sex-Shop-Kette Orion verkauft nach eigenen Angaben mehr Peitschen und Fesseln.

Auf der Seite des Online-Erotikhändlers Amorelie haben sich die Klickzahlen von Dezember bis Januar sogar versechsfacht. Die Lagerbestände hat das Unternehmen vor dem Filmstart verdoppelt. Besonders das Bondage-Einsteigerset laufe gut, berichtet Amorelie-Sprecherin Philippa Koenig. „Schon als die Bücher erschienen sind, hat die Branche einen riesigen Aufschwung erlebt.“ Zum Filmstart sei die Nachfrage aber noch größer geworden. „Natürlich merken wir das auch beim Umsatz.“ Genaue Zahlen wollte Koenig aber nicht nennen.

Die Werbekampagne des Filmverleihers hat sich also nicht nur in der eigenen Branche bezahlt gemacht. Im Vorfeld hatte Universal Pictures bewusst nur wenige Bilder veröffentlicht. Der Werbetrailer wurde von den Fans herbeigesehnt und dann millionenfach angeklickt. Auch um den Kartenverkauf hatte Universal viel Wirbel gemacht. Anders als bei Kinofilmen üblich gab es schon Monate vor der Premiere die Möglichkeit, Karten vorzubestellen. Hunderttausende kauften ihre Tickets daraufhin lange vor dem Filmstart.

Die perfekte Inszenierung also, über die Beate-Uhse-Sprecherin Schink trotzdem nicht ganz glücklich ist. „Ein etwas späterer Filmstart wäre toll gewesen“, sagt sie. Denn die Premiere fiel genau in die Valentinstag-Woche - für den Erotikhandel eh die beste Geschäftszeit.

„Die Verführung ist aber ja auch ein Aspekt von Valentinstag. Dann gibt es dieses Jahr eben mal nicht die üblichen Dessous.“