Wimmersberg-Anwohner und ehemaliger Stadtplaner Michael Laferi: „Ich bin wütend und traurig“
Erkrath · Der Kahlschlag am Wimmersberg, der Wohnquartier werden soll, widerspricht Klimaschutzkonzepten.
„Seit mehr als zwei Wochen ertrage ich kreischende Kettensägen, fallende Bäume und das Dröhnen der Forstmaschinen vor meinem Haus am Wimmersberg. Was Kyrill, Ela und andere Stürme nicht geschafft haben, wurde von den Holzfällern der Catella in wenigen Tagen geschafft. Mehr als 150 Bäume wurden in den letzten 14 Tagen gefällt, rund 300 schon 2019 und 2021, darunter viele satzungsgeschützte.
Das Areal zwischen Schlüterstraße und dem noch bestehenden Gewerbegebiet (ehemals Zimmermann-Toast) ist jetzt bis auf fünf Platanen ohne Bäume und Sträucher. Bei der CDU- und SPD-Fraktion knallen nun die Sektkorken, denn der Traum von einem neuen Wohngebiet rückt näher.
Die vielen unterschiedlichen Bäume, die mehr als 50 Jahre jedem Sturm und jeder Trockenheit getrotzt haben, hatten für die Mitte von Alt-Erkrath eine wichtige Funktion für Klimaregulierung und Ökologie – artenreiche Vielfalt an Laubbäumen, Alter einiger Bäume 90 Jahre, viele 60 Jahre, Höhe 10 bis 25 Meter. Aufgrund der geplanten hohen Dichte und Geschossigkeit des Plankonzepts der Catella sind nennenswerten Ausgleichspflanzungen und Klimaanpassung durch Vegetation nicht möglich. Erhöhte Temperaturen durch die massive Bebauung und Auswirkungen von Starkregenereignissen infolge der hohen Versiegelung werden unter anderem die Folgen sein.
Angesichts der Bilder der Zerstörung bin ich wütend und traurig. Wütend, weil es Konzepte gibt, die mit besseren städtebaulichen Qualitäten viele Bäume hätten erhalten können. Wütend, weil die politisch Verantwortlichen von SPD und CDU ein besseres städtebauliches Konzept hätten beschließen können und Alternativen zu keiner Zeit des Verfahrens von ihnen erörtert wurden. Der Catella mache ich keinen Vorwurf, denn ein guter Finanzinvestor macht das, was seine Anleger von ihm erwarten: Profit.
Verantwortlich sind die Politiker von SPD, CDU und FDP, im Sinne von Erich Kästner: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern“. In diesem Zusammenhang finde ich als langjähriges SPD-Mitglied insbesondere das Verhalten der Fraktion zur Catella bedenklich. Die befremdliche Veranstaltung im ehemaligen Gebäude Datenpartner am 20. August 2020 mit dem Titel „ Wimmersberg – was wirklich geplant ist“, angekündigt als offene Fraktionssitzung der SPD, wirft Fragen auf. Mit dieser bevorzugten Behandlung der Catella hat die SPD-Fraktion meiner Meinung nach ihre Abwägungsfreiheit erheblich eingeschränkt.
Traurig bin ich, weil diese Politik mich wenig hoffnungsvoll für unsere Zukunft macht. Obwohl es aus meiner Sicht eigentlich schon 5 nach 12 ist, wurden Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die auch bei einem Planungsprojekt wie am Wimmersberg ein wichtiger Teilaspekt sind, von den politisch Verantwortlichen ignoriert. Gutachten, die die Stadt für viel Geld hat erstellen lassen und die der Rat beschlossen hat, wurden für die Planung Wimmersberg nur bedingt oder gar nicht berücksichtigt. Den Politikern, die das zu verantworten haben, unterstelle ich, dass sie die Bedrohungen unserer Umwelt und die Notwendigkeit zum sofortigen Handeln, insbesondere auf lokaler Ebene, nicht verstanden haben.
Wenn diese politischen Vertreter demnächst beim Wahlkampf etwas von Umwelt-/Klimaschutz, Nachhaltigkeit etc. erzählen, glaube ich ihnen nicht. Am Beispiel der Planung zum Wimmersberg haben sie ihre Glaubwürdigkeit für mich verspielt.“