Corona-Infektionen Empfehlung der Stadt sorgt für neue Verunsicherung an Wuppertaler Schulen

Wuppertal · Das Corona-Chaos an den Wuppertaler Schulen geht weiter.

Auch in Wuppertal werden immer mehr Schüler positiv auf Corona getestet und das hat Folgen für ihre Klassenkameraden.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Stadt empfiehlt den Schulleitungen in einem Brief, bei drei oder mehr positiven Tests die ganze Klasse nach Hause zu schicken – entgegen der Regelung des Landes, so viel Präsenzunterricht anzubieten wie möglich.

Das führe teilweise zu Verunsicherung, berichtet Karin van der Most (FDP), Vorsitzende des Schulausschusses. „Ich finde es nicht in Ordnung, den Schulleitern diese Entscheidung aufzudrücken.“ Auf der einen Seite häuften sich die Infektionen – die Wuppertaler Inzidenz in der Altersgruppe von 5 bis 14 Jahren liegt laut RKI derzeit bei 4153 – auf der anderen Seite gebe es die klare Linie vom Land und berufstätige Eltern mit Schwierigkeiten, eine Betreuung zu finden. Wenn die städtische Empfehlung von Schulleitungen in unterschiedlichem Maße umgesetzt wird, entstehe Unverständnis. „Da hängt so viel dran. Es ist ein echtes Problem, wie die Stadt Wuppertal damit umgeht. Die Situation ist unheimlich schwierig, das Chaos wird eher erhöht“, sagt Karin van der Most.

Schuldezernent Stefan Kühn bestätigte der WZ am Dienstagabend, dass es das Schreiben gibt und erklärte die Hintergründe: „Eigentlich soll es Sicherheit geben. Es ist eine Empfehlung. Jede Schule kann und sollte überlegen, ob es bei mehreren Fällen in einer Klasse möglich und sinnvoll ist, in Distanzunterricht zu gehen. Dabei haben wir uns an der Empfehlung des RKI aus dem letzten Jahr orientiert. Damals haben Gesundheitsämter entschieden, ob ganze Klassen in Quarantäne gehen. Das wollen wir ganz ausdrücklich nicht. Wir haben damit auf Anfragen aus Schulen reagiert, die um eine Empfehlung gebeten haben. Es ist eine Orientierung für diejenigen, die zu entscheiden haben.“

Der Brief sei bisher nicht an alle Schulen verschickt worden, berichtet Richard Voß, aber er habe davon gehört. Er ist Leiter der Grundschule am Nützenberg und Teil des Leitungsteams der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Wuppertal. Auch wenn die Empfehlung der Stadt eben nur eine Empfehlung sei – er könne den Ärger über sich ständig ändernde Anordnungen gut nachvollziehen. Die Gewerkschaft ruft Schulen dazu auf, als Zeichen ihrer Überlastung jeden Mittwoch eine weiße Fahne aus den Fenstern zu hängen. „Es gibt auch bei den Lehrern Quarantänefälle und Vertretungen, es kommt schon zu Einschränkungen“, sagt Richard Voß. Mit den steigenden Infektionszahlen sei die Situation unsicher, es werde weiter zu Schwierigkeiten kommen.

Das bestätigt auch Rolf Puller, Schulleiter der Hermann-von-Helmholtz-Realschule: „Wir haben in den letzten Tagen und Wochen ganz klar die Erfahrung gemacht, dass sich die Ereignisse auch in den Reihen der verantwortlichen Stellen überschlagen und das Gesundheitsamt schlicht überlastet ist“, berichtet er. Seine Schule hat am Montag insgesamt 15 neue Infektionsfälle gemeldet. Aktuell seien zwei Klassen nach mehreren Corona-Fällen im Distanzunterricht, ansonsten richte man sich weiter nach den Vorgaben der Landesregierung und setze auch bei vereinzelten Fällen weiter auf Präsenz. „Natürlich müssen wir aber auch verantwortlich handeln. Sprich, wenn in einer Klasse über mehrere Tage Fälle auftreten und klar ist, dass das Infektionsgeschehen dort stattfindet, dann schicken wir den gesamten Klassenverband von uns aus vorerst nach Hause.“