Airbags in Young- und Oldtimern austauschen
Stuttgart (dpa/tmn) - Mit Airbags ausgestattete Autos kommen ins Rentenalter: Vor gut 30 Jahren wurde der Luftsack gängig. Erste mit ihm versehene Wagen sind bereits Oldtimer, Youngtimer-Besitzern stellt sich die Frage öfter: Funktioniert der Luftsack im Ernstfall noch?
Stuttgart (dpa/tmn) - Mit Airbags ausgestattete Autos kommen ins Rentenalter: Vor gut 30 Jahren wurde der Luftsack gängig. Erste mit ihm versehene Wagen sind bereits Oldtimer, Youngtimer-Besitzern stellt sich die Frage öfter: Funktioniert der Luftsack im Ernstfall noch?
Man findet sie im Lenkrad, unter dem Armaturenbrett, im Sitz oder in der Kopfstütze: Airbags. Kleine Sprengsätze mit weißen Luftsäcken, die als Aufprallschutz bei Unfällen im Auto montiert sind. Seit ihrer Einführung sind mehr als 30 Jahre vergangen, eine lange Zeit, in der Material müde wird. Taugen die früh verbauten Luftsäcke noch etwas? Diese Frage muss sich mancher Besitzer eines Young- oder Oldtimers stellen.
In den USA konnten Marken wie Oldsmobile, Buick oder Cadillac schon ab 1974 Airbags vorweisen. In Deutschland zog zunächst Mercedes-Benz nach: „Die S-Klasse - der W 126 - war im Jahr 1981 das erste deutsche Modell mit Airbag“, erinnert sich Arndt Wiegand, Typ-Referent für Youngtimer bei der Mercedes-Benz Interessen Gemeinschaft (MBIG). Andere Hersteller wie Audi, Volkswagen und Opel zogen nach.
Die Funktionsweise eines Airbags ist schnell erklärt. Ein Quecksilberschalter dient als Auslöser bei einem abrupten Tempoabfall, also bei einem Aufprall. Er löst den Sprengsatz aus, der bei der Entzündung seines bis dahin festen Treibstoffs ein weit über 1000 Grad Celsius heißes Gas produziert. Dieses bläst den Luftsack aus beschichtetem Polyamidgewebe in Millisekunden auf.
Anfangs hatten Airbags noch ein Verfallsdatum. Beim W 126 stand es damals an der B-Säule und war mit 10 Jahren veranschlagt, berichtet Arndt Wiegandt. Doch Ausfälle hat der ehemalige Automechaniker während seiner aktiven Tätigkeit bei Mercedes-Benz nicht verzeichnet. „Der Airbag ist ein stabil laufendes System mit extrem haltbaren Materialien“, sagt der Fachmann.
Doch dass etwas am Airbag kaputt geht, kommt durchaus manchmal vor. „Wenn die Zündleitung unterbrochen ist, zeigt die entsprechende Kontrollleuchte das an“, erklärt Wiegand. „Im W 126 bestehen die Schleifkontakte für Airbag und Hupe aus zwei Kohlestiften, die verschleißen können.“ Die möglichen Fehlerquellen liegen also hauptsächliche in der Elektrik. Eine weitere Gefahr sind alternde Kabel. „Die Ummantelungen müssen bei alten Fahrzeugen regelmäßig überprüft und verhärtete Kabel ausgetauscht werden, sonst könnten die Isolierungen brechen und Kurzschlüsse entstehen“, so Wiegand.
Ein ungewolltes Auslösen des Airbags scheint demnach zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist ein Nichtauslösen bei einem Unfall, was nur die Probe aufs Exempel bestätigen kann. Grundsätzlich lasse sich über die Haltbarkeit der kleinen Sprengsätze keine allgemeine Aussage treffen, erläutert Jörg Dengel, Pyrotechnik-Fachmann der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung (BAM). „Bei heutigen Modulen geht man von einer Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren aus, der Lebensdauer eines Fahrzeugs.“ Ältere Fahrzeuge sind in dieser Hinsicht offenbar beständiger: Feldversuche haben laut Jörg Dengel gezeigt, dass ab 1990 in Pkw verbaute Module auch heute noch funktionieren.
Die Frage, ob er den Airbag austauschen lässt, muss jeder betreffende Halter eines Young- oder Oldtimers letztlich für sich selbst beantworten. Wer sich dafür entscheidet, sollte einen Fachmann beauftragen. Für die Wartung sowie den Aus- und Einbau von Airbag-Systemen sei ein spezieller Sachkundenachweis erforderlich, erläutert Matthias Kemmer von der Kraftfahrzeug-Innung Vorderpfalz.