Antrieb für alle Räder: Allrad gibt es nicht nur im Geländewagen
Berlin (dpa/tmn) - Nasses Laub, Ackerdreck oder der erste Schnee: Mit Allradantrieb nimmt man solche Überraschungen viel gelassener. Deshalb rüsten immer mehr Hersteller ganz normale Pkw zu 4x4-Modellen auf.
Höher sitzen, eine bessere Sicht, ein sicherer Antrieb: Es sind immer die gleichen Gründe, mit denen die Käufer von Geländewagen ihre Entscheidung rechtfertigen. Doch zumindest den Traktionsvorteil bietet nicht mehr bloß ein SUV. Immer mehr Hersteller bieten auch konventionelle Pkw mit Allradantrieb an.
Diese Ausstattung gebe es natürlich nicht zum Nulltarif, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenvereinigung KÜS in Losheim am See. Beim Kauf seien zum Teil stattliche Aufpreise fällig: VW verlangt beim Golf zum Beispiel rund 1800 Euro für die 4Motion-Technologie, BMW im 5er rund 2500 Euro für den xDrive und Porsche 7000 Euro für die „4“ im Carrera-Schriftzug.
Das Allrad-Angebot beginnt nach Angaben der Hersteller und Importeure bereits bei Kleinwagen. So zählen der Suzuki Swift für 15 370 Euro und der Fiat Panda 4x4 für 15 590 Euro zu den günstigsten Allradlern
der Republik. In der Kompaktklasse ist die Auswahl größer: Neben Subaru ist es dort vor allem der VW-Konzern, der die Allrad-Technik als Verkaufsargument nutzt. Die Niedersachsen bauen die Haldex-Kupplung für den Kraftfluss an die Kehrseite in VW Golf, Audi A3 und Skoda Octavia ein. Auch für Großraumlimousinen wie VW Touran, Caddy oder Sharan gibt es den Allradantrieb.
Vor allem aber haben die Premiumhersteller die Technik für sich entdeckt. Es gibt jetzt auch den 1er BMW als xDrive und die Mercedes A-Klasse mit 4Matic. Audi A4, A6 oder A8, 3er, 5er und 7er von BMW, Mercedes C-, E- oder S-Klasse - sie alle werden seit Jahren ohnehin auch mit Allrad ausgeliefert.
Auf weit über 50 Prozent beziffert etwa Audi-Sprecher Josef Schloßmacher den Quattro-Anteil in den Baureihen der Ingolstädter. Und Mercedes liefert die S-Klasse für manche Exportmärkte gar nicht mehr als Hecktriebler aus. Viele andere Hersteller ziehen nach: Jaguar startet jetzt mit XF und XJ erstmals auf allen Vieren in den Winter. Opel hat im Insignia den Allradantrieb für normale Pkw wiederentdeckt. Und Ford-Sprecher Hartwig Petersen stellt für die nächste Generation des Mondeo eine 4x4-Variante in Aussicht.
Insbesondere bei sportlichen Modellen und Sportwagen setzen die Hersteller darauf, dass die Traktion über vier Räder aufgebaut wird. „Damit bekommt man die Kraft einfach noch besser auf die Straße“, sagt Ola Källenius, Chef beim Mercedes-Ableger AMG. Das Unternehmen hat den Allradantrieb abseits der Geländewagen erst in diesem Jahr mit den Kompaktmodellen A 45 und CLA 45 sowie im E 63 AMG eingeführt. Franciscus van Meel, Chef der Quattro GmbH von Audi, verkauft all seine Sportmodelle von S1 bis zum R8 ausschließlich mit Allradantrieb. Und die Luxusliner von Bentley gibt es gar nicht mit Heckantrieb. Auch bei Lamborghini läuft nur eine Sonderserie des Gallardo ohne Allrad vom Band.
Ein paar Klassen unter den Spitzsportlern nutzen die Ingenieure ebenfalls den Traktionsvorteil, wenn es ums Tempo geht: Der Opel Insignia OPC oder der neue Golf R mit 221 kW/300 PS werden nur mit Allrad ausgeliefert. Und beim Porsche 911 zum Beispiel haben die Kunden zumindest die Option auf eine „4“ am Heckdeckel.
„Allrad hilft dir nicht nur auf der Rallye-Piste oder im finnischen Winter“, sagt Rallye-Legende Rauno Aaltonen. Das Anfahren an Steigungen oder im Schnee gelingt mit vier angetriebenen Rädern einfach besser als mit zweien.