Autokauf in Übersee: Viele Hürden beim Import
Berlin (dpa/tmn) - Verschiffung, Zoll, Einfuhrsteuer, Einzelabnahme - bis ein Neuwagen aus Amerika auf deutschen Straßen rollen darf, müssen etliche Hürden genommen werden. Lohnt da noch das vermeintliche Schnäppchen aus dem US-Showroom?
Berlin (dpa/tmn) - Verschiffung, Zoll, Einfuhrsteuer, Einzelabnahme - bis ein Neuwagen aus Amerika auf deutschen Straßen rollen darf, müssen etliche Hürden genommen werden. Lohnt da noch das vermeintliche Schnäppchen aus dem US-Showroom?
Ein nagelneuer 3er BMW 328i mit sechs Zylindern für knapp 25 000 Euro? Oder soll es doch lieber ein Audi A3 sein für umgerechnet 19 500 Euro? Wer die Preise von Neuwagen in den USA studiert, kommt spätestens beim Vergleich mit den Preistafeln in Deutschland ins Stutzen. Denn hierzulande kostet schon ein 318i mit Vierzylindermotor mindestens knapp 29 000 Euro. Und für den kompakten Ingolstädter mit 2,0 Liter TFSI und 147 kW/200 PS, der mit dem US-Modell vergleichbar ist, werden fast 10 000 Euro mehr verlangt. Sind Autos in Übersee also echte Schnäppchen?
Zunächst sollte sich vom reinen Fahrzeugpreis auf dem US-Markt niemand täuschen lassen: Die Preise sind dort ohne die Kaufsteuer „sales tax“ ausgezeichnet. Je nach US-Bundesstaat müssen manchmal mehr als zehn Prozent des Netto-Kaufpreises addiert werden. Fällig wird die Kaufsteuer, weil das Fahrzeug vor dem Export kurz zugelassen werden muss. „Wenn der US-Händler das Auto ohne Zulassung direkt exportiert, kann er seine Lizenz verlieren“, erklärt Jens Wilde, Betreiber der Webseite Importhelfer.de. Die Steuer können sich Kunden nach der Verschiffung bei den US-Behörden zwar prinzipiell zurückholen, doch nach Auskunft von ADAC-Experte Manfred Groß ist das nicht immer einfach.
Der Händler sollte mit Bedacht gewählt werden. Um später bei einem möglichen Streit über die Sachmängelgewährleistung bessere Karten zu haben, sind Autokäufer laut dem ADAC am besten mit einem behördlich registrierten „DMV Licensed Dealer“ beraten. Bei der Garantie gibt es häufig Einschränkungen: „Bei Fahrzeugen von US-Herstellern sind keine Garantieleistungen durch deren deutsche Vertretungen zu erwarten“, erläutert der ADAC auf seiner Internetseite.
Wichtige Unterlagen, die später noch benötigt werden, sind der Kaufvertrag, in dem die Fahrgestellnummer notiert sein sollte, und das „Certificate of Title“, das für die Zulassung in Deutschland unerlässlich ist. Auch die US-Kennzeichen sollten vorgelegt werden können - auch wenn es nur Überführungskennzeichen („one day permit“) sind.
Für den Transport per Frachtschiff wenden sich Autokäufer, die ein US-Modell in Eigenregie importieren, am besten an eine Spedition. Die Preise variieren je Anbieter und Kosten für eine zu empfehlende Transportversicherung. Gut 1000 Euro müssen allein für Verschiffung und Versicherung einkalkuliert werden. Einen weiteren Posten bilden Zollabgaben, die derzeit 10 Prozent von Nettokaufpreis, Transport und etwaigen Versicherungskosten ausmachen. Von der Summe werden laut dem ADAC zusätzlich 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer fällig. Die komplizierten Formalitäten übernehmen in der Regel Speditionen.
In Bremerhaven oder Hamburg angekommen, darf das Auto nicht einfach nach Hause gefahren werden. Für den Transfer ist dem ADAC zufolge ein deutsches Kurzzeitkennzeichen notwendig. Das gibt es bei den Zulassungsstellen, wenn eine Haftpflichtversicherung nachgewiesen werden kann. Eine Kurzzeit-Police kostet um die 100 Euro.
Vor der Nutzung eines US-Importwagens in Deutschland ist auch eine technische Einzelabnahme durch eine Prüforganisation wie TÜV oder Dekra notwendig. „Dabei wird festgestellt, ob das Fahrzeug der Straßenverkehrs-Ordnung und den EG-Vorschriften entspricht“, sagt Philip Puls vom TÜV Süd. Fast immer werden Umbauten fällig. So müssen etwa die Nebelschlussleuchte nachgerüstet und die roten US-Blinker hinten gegen gelbe Richtungsanzeiger getauscht werden, erklärt Puls.
Oft entsprechen laut dem ADAC-Fachmann Groß auch Reifen und Felgen nicht den europäischen Vorgaben. Für abweichende Anschlagpunkte der Gurte gibt es Puls zufolge Sondergenehmigungen, ebenso für das Fehlen einer in Deutschland vorgeschriebenen Leuchtweitenregulierung. „Für die Umrüstung sollte mit einem Minimum von 2000 Euro kalkuliert werden“, so Puls. Firmen wie F.W. Kalkofen in Bremerhaven oder Geiger in München sind unter anderem auf solche Umbauten spezialisiert.
Liegt den Prüfstellen noch kein Datenblatt zu einem Fahrzeug vor, was bei Exoten der Fall sein kann, entstehen weitere Kosten: Ohne Musterfahrzeug in einer der Datenbanken werde es richtig teuer, betont Puls. Dann sind Einzelmessungen zu Scheinwerfern, Abgasverhalten, Geräuschentwicklung und elektromagnetischer Verträglichkeit notwendig - Kosten: mehr als 5000 Euro. Meist existiere aber ein Datenblatt, dann müsse nur ein rund 140 Euro teures Abgasgutachten angefertigt werden.
Einige Dienstleister kümmern sich auf Kundenwunsch um die Importabwicklung. Solch ein Anbieter ist neben Unternehmen wie Geiger, LPL Automotive, LPL Motors auch US-Cars24, dessen Chef Dieter Thiel erklärt: „Wir übernehmen die Organisation der ganzen Logistik“. Das Honorar beträgt knapp 950 Euro. Für die Einfuhrabgaben gehen die Mitarbeiter in Vorkasse. Am Ende müssen Kunden für jedes einzelne Automodell durchrechnen, ob sich die Einfuhr aus Übersee lohnt. Bei der Kalkulation können Importrechner im Internet eine Hilfe sein.