Autoversicherung nicht nur wegen der Prämie wechseln
Leipzig (dpa/tmn) - Wer mit dem Gedanken spielt, die Kfz-Versicherung zu wechseln, muss sich bis zum 30. November entscheiden. Das ist der Stichtag, an dem die Kündigung dem alten Versicherer vorliegen muss.
Der Wechsel zahlt sich oft aus - aber nicht immer.
Wer seine Kfz-Versicherung wechselt, will oft vor allem Geld sparen. Das kann sich lohnen: „Wenn sich die Fahrzeug-Typklasse gleich um mehrere Stufen verschlechtert, kann das richtig teuer werden. Insbesondere dann, wenn man auch noch in einer ungünstigen Schadenfreiheitsklasse ist“, stellt Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen fest. „Ein paar hundert Euro zusätzlich können es dann schon werden.“ Sei ein Fahranfänger zunächst an einen teuren Versicherer geraten, könne er durch einen Wechsel zu einem günstigen Anbieter sogar mehr als 1000 Euro sparen, so die Referatsleiterin Finanzdienstleistungen.
Es sei ratsam, die eigene Kfz-Versicherung jedes Jahr zu überprüfen, bestätigt Bianka Bobell, Beraterin beim Bund der Versicherten. Wichtig sei, dabei nicht allein auf die günstigste Prämie zu achten, sondern auch auf die Leistungen. Fast jeder Versicherer habe einen leistungsstarken und einen abgespeckten Tarif. Wer vergleiche, müsse also zunächst schauen, um welche Variante es sich handelt.
Durch den Versicherungswechsel sind laut dem Verbraucherportal Verivox bei leistungsstarken Tarifen über 60 Prozent Sparpotenzial drin, bei Basistarifen sogar noch mehr. Das hätten Modellrechnungen mit aktuellen Angeboten gezeigt. Wechselwillige müssen ihre alte Kfz-Versicherung spätestens am 30. November kündigen.
„Wer seinen Vertrag vor 2013 abgeschlossen hat und schon lange unfallfrei fährt, sollte aber genau überlegen, ob der Wechsel lohnt“, rät Bobell. Solche älteren Verträge enthielten oft einen sogenannten Rabattretter. Damit hat man nach Erreichen der höchsten Schadensfreiheitsklasse einen Unfall „frei“, er wirkt sich also nicht auf die Prämienhöhe aus. Diese Option gebe es bei neueren Verträgen kaum noch.
Stattdessen bieten einige Versicherer nun gegen einen Zusatzbeitrag einen „Rabattschutz“ an. Dieser gelte aber nur für den jeweiligen Versicherer. Wer also nach einem Unfall den Anbieter wechselt, wird in dem neuen Vertrag nachträglich hochgestuft, warnt Bobell.
Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfiehlt, zu überlegen, ob es familiäre oder berufliche Veränderungen gab und die eigenen Bedürfnisse mit den Leistungen zu vergleichen, statt sich nur an der Prämie zu orientieren. Wenn sich beispielsweise durch einen Umzug der Arbeitsweg mit dem Pkw verkürzt, könne das zur einer verringerten Fahrleistung führen und sich auf die Versicherungskosten auswirken. Auch Pannenhilfe-Leistungen oder die Bindung an bestimmte Werkstätten seien unterschiedlich geregelt.
Wer die Tarife und Leistungen gegeneinander abwägen will, muss darauf achten, dass der Vergleich anbieterunabhängig ist, betont Verbraucherschützerin Heyer: „Das trifft auf Internetportale nicht immer zu.“ Empfehlenswert seien etwa die Angebote der Stiftung Warentest und des Bundes der Versicherten. Die Verbraucherzentrale Sachsen biete in ihren 13 Beratungseinrichtungen zusammen mit persönlicher Beratung ebenfalls einen Kfz-Versicherungsvergleich an. Dieses Angebot gebe es aber nicht in allen Bundesländern.
Das große Thema Telematik-Tarife wird nach Meinung der Expertinnen auch im kommenden Jahr noch keine große Rolle spielen. Bei diesem in Deutschland bisher nur in Pilotprojekten erprobten Verfahren werden die Autos mit einer Box ausgestattet, die das individuelle Fahrverhalten analysiert. Diese Daten fließen in die Berechnung der Tarife ein. Vorsichtiges Fahren wird belohnt, kritische Manöver wie starkes Bremsen und Beschleunigen schlagen negativ zu Buche.
Es sei noch nicht abzusehen, ob sich solche Tarife etablieren können, sagt Bianka Bobell, „doch 2015 kommt der ganz große Durchbruch wohl nicht“. GDV-Sprecherin Jarosch verweist auf die R+V Versicherung, die kürzlich nach Abschluss eines zwölfmonatigen Pilotprojekts erklärte, keine telematikbasierten Tarife in der Kfz-Versicherung anzubieten, weil die Technik „nicht ausgereift genug“ sei und es eine zu geringe Kundenakzeptanz gebe.
Obwohl solche Tarife in anderen Ländern schon üblich seien, rät Beraterin Bobell zu einer skeptischen Herangehensweise, da man als Versicherter „gläsern“ werde. Auch Verbraucherschützerin Heyer warnt, sich von einer etwas niedrigeren Prämie blenden zu lassen: „Denn man bezahlt hier auch mit jeder Menge persönlicher Daten, die eine Menge Kontrollmöglichkeiten bieten und Aufschluss über Hobbys, Gewohnheiten und Besonderheiten geben.“