Das Salz muss runter: Autopflege nach dem Winter
München (dpa/tmn) - Salzkruste, Flugrost und der Schmierfilm auf den Scheiben: Nach der kalten Jahreszeit ist eine gründliche Autowäsche wichtig. Sie verhindert Langzeitschäden und auch die Optik stimmt wieder.
Doch an manchen Stellen darf nur der Fachmann Hand anlegen.
Eines kann der Winter besonders gut: Autos so richtig schön verblassen lassen. Verzichtet der Fahrer nur genügend lange auf die Fahrt durch die Waschstraße, ist die Tarnung perfekt: Nummernschilder sind kaum noch zu erkennen, die Wagenfarbe ist einem durchgehenden Grau gewichen. Die Schicht aus Dreck, Salz und Staub legt sich gefährlich blickdicht über manche Rückleuchte. Doch auch wer die Fahrzeugpflege ernst nimmt, kommt um eines nicht herum: den sorgfältigen Frühjahrsputz, der erst Sinn macht, wenn Salz und Splitt von den Straßen verschwunden sind.
Denn Streugut aller Art ist der Hauptfeind glänzender Bleche. „Steinschlagschäden durch Splitt oder anderes Granulat begünstigen den Rostfraß“, erklärt Carsten Graf vom ADAC-Technikzentrum. Wo der Lack bis auf die Grundierung ab ist, könnten Salzreste der Korrosion leichtes Spiel bereiten. Deshalb lautet der Tipp vieler Automobilclubs: Die Kruste muss runter. Erst dann werden mögliche Schäden sichtbar. Doch bevor es durch die Waschstraße geht, kommt der Hochdruckwasserstrahl an die Reihe. „So wird alles beseitigt, was in der Waschstraße reiben und dadurch den Lack zerkratzen könnte“, sagt Graf.
Oberflächlichen Flugrostflecken am Blechkleid kann der Halter guten Gewissens selbst zu Leibe rücken. Zur Beseitigung führt der Fachhandel viele Mittelchen. „Man kann auch eine spezielle Reinigungs-Knetmasse verwenden“, erklärt der ADAC-Experte. Sollte hier und da der Lack ab sein, empfiehlt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) den Einsatz eines Zahnstochers: „Mit ihm nehmen Sie die Farbe auf und betupfen vorsichtig die entsprechende Stelle.“ Gängige Wagenfarben seien codiert und im Zubehörhandel zu bekommen. Die Kennung wird im Zweifelsfall beim Autohändler erfragt. Ist die Grundierung beschädigt, wird am besten eine Werkstatt zurate gezogen.
Für die Scheiben gilt die gleiche Reihenfolge: erst waschen, dann etwaige Schäden beheben - falls möglich. Erst durch eine manuelle Wäsche lassen sich laut Hillgärtner die letzten Schlieren entfernen - dabei hilft Spüli oder Glasreiniger. „Kleine Kratzer oder Schäden durch Splitt können mit Politur oder Glasharzen ausgebessert werden.“ Bei größeren oder sicherheitsrelevanten Schäden lässt sich der teure Scheibenwechsel nicht vermeiden. Sollten die Wischerblätter nach gründlicher Reinigung noch Schlieren ziehen, müssen ebenfalls neue her.
Den Wagenunterboden der Waschstraße zu überlassen, birgt laut ADAC-Experte Graf mehr Risiken als Nutzen: „Wegen vieler empfindlicher Bauteile sind die einschlägigen Programme der Waschanlagen nicht empfehlenswert.“ Einerseits erreiche die automatisierte Wäsche nicht jeden Winkel. Andererseits werde mit Brauchwasser gewaschen, das oft salzhaltig sei. Dies könne zum Beispiel in Radlager und Bremstrommeln eindringen und dort Schäden verursachen.
Der Tipp: Zur Kontrolle des Unterbodens ab in die Werkstatt - üblicherweise wird dies laut Graf bei der Fahrzeugwartung erledigt. Auch der Motor sollte wegen vieler empfindlicher elektronischer Bauteile moderner Autos nicht in Eigenregie gewaschen werden. „Hier ist vor allem der Dampfstrahler tabu“, warnt Hillgärtner.
Stellen, an denen sich häufig unbemerkt Dreck ansammelt, sind die Innenflanken von Motorhauben und Kofferraumklappen sowie die der Türen und deren Unterseiten. „Dort haben sich oft Öle festgesetzt.“ Hillgärtner empfiehlt deshalb neben Spülmittel spezielle Fettlöser. Mit der Hand werden dann die Gummidichtungen der Türen auf Risse und poröse Stellen untersucht. Sie können bei dem Versuch, festgefrorene Türen zu öffnen, entstanden sein. Eine neue Türdichtung kostet oft 100 Euro und mehr - plus Arbeitslohn. „Das liegt daran, dass die Montage kompliziert geworden ist, weil die Dichtungen bei modernen Autos mit Teilen der Innenverkleidung verbunden sind“, erklärt Graf.
Stichwort Innenraum: Dort gilt es vor allem, der Feuchtigkeit den Kampf anzusagen, die im Winter meist mit schneebehafteten Schuhen den Weg ins Fahrzeug gefunden hat. „Alle Matten raus zum Trocknen“, lautet der Tipp der Autoclubs. Sind nicht herausnehmbare Stoffe klamm, kann gegen die Feuchtigkeit Zeitungspapier ausgelegt werden. „Damit vermeiden Sie, dass es schimmelt“, sagt ACE-Experte Hillgärtner. Für Garagenfahrzeuge empfiehlt er, über Nacht die Fenster einen Spalt zu öffnen. Ebenfalls nicht schaden kann es laut dem ADAC, während der Fahrt das Auto einmal richtig aufzuheizen.
Vorsichtig warm gefahren werden sollte dagegen der Motor bei der ersten Frühlingstour. „Wenn man im Winter viele Kurzstrecken gefahren ist, dann ist das Motorenöl mit Kraftstoffkondensat, also unverbrauchtem Sprit, und Wasser angereichert“, sagt ADAC-Techniker Graf. Damit sich das Öl regenerieren kann, sollte das Gaspedal nicht sofort voll durchgedrückt werden: „Sonst verschleißt der Motor schneller.“