Der freie Radikale - 25 Jahre BMW Z1 Roadster
München/Frechen (dpa/tmn) - Ein Kuriosum für Konstrukteure und Fahrer: Der vor 25 Jahren enthüllte BMW Z1 war das ungewöhnlichste Auto dieser Zeit. Aus Kunststoff gebaut und mit versenkbaren Türen ausgestattet, markierte der Zweisitzer den Anfang einer neuen Ära.
Wenn der Holländer Rob Vos in sein Auto steigt, kommen Passanten ins Staunen: Denn Vos fährt einen BMW Z1. Seine Türen klappen nicht entgegen der Fahrtrichtung auf wie etwa bei einem Rolls-Royce. Sie schwingen nicht nach schräg vorne wie bei einem Lamborghini und nicht nach oben wie beim Mercedes SLS. Sondern auf Knopfdruck gleiten sie elektrisch in den Unterboden. Und weil sie dort auch während der Fahrt bleiben können, bietet kaum ein anderer Roadster ein derart luftiges Fahrgefühl.
Leider können dieses Erlebnis nicht viele Cabrio-Fans teilen. Denn der Z1 wird schon seit über 20 Jahren nicht mehr produziert und mittlerweile nur noch selten gehandelt. „Wenn man mal einen angeboten bekommt, muss man dafür mit mindestens 25 000 Euro kalkulieren. Gute Fahrzeuge kosten sogar 28 000 Euro aufwärts“, sagt Vos, der die Szene kennt wie kaum ein Zweiter: Er ist Präsident des BMW-Z1-Clubs in Frechen, in dem knapp 300 Fahrzeuge registriert sind.
Offiziell beginnt die Geschichte des radikalen Roadsters vor 25 Jahren auf der Internationalen Automobilausstellung 1987 in Frankfurt. Dort stellt BMW den Zweitürer dem breiten Publikum erstmals vor. Doch die Wurzeln des Projekts reichen viel weiter zurück: Bereits 1985 etabliert der BMW-Vorstand eine Gruppe von Querdenkern, die neue Segmente erobern, neue Technologien erproben und neue Prozesse einführen soll. Ihr erster Vorschlag: der Z1.
Quasi neu ist das Segment, weil BMW seit dem 507 aus den Fünfzigern keinen offenen Sportwagen mehr anbietet und auch von Autos wie dem Mazda MX-5 noch nicht die Rede ist. Neu auf der Technikseite sind die Kunststoffkarosse und eben die vertikalen Schiebetüren.
Ursprünglich nur als Fingerübung gedacht, wird der Z1 intern zum Selbstläufer und nimmt alle Instanzen im Sturm: Erst gibt der Vorstand 1986 einen Prototypen in Auftrag, dann meldet das Unternehmen am 10. August 1987: „Die Zeit der Vermutungen ist zu Ende, das Rätselraten vorbei: Auf der IAA präsentiert die BMW AG den Roadster Z1.“ Obwohl der Zweisitzer 83 100 Mark kostet und erst ab Sommer 1988 ausgeliefert wird, gehen angeblich so viele Bestellungen ein, dass die Produktion bis zum Jahr 2000 ausgelastet gewesen wäre.
Die Faszination, die von dem Frischluftmodell ausgeht, ist ungebrochen. Für das Muster der Sitzbezüge würde man einen Designer zwar heute fristlos entlassen. Die Schalter sind klobig und das Cockpit ist eine triste Wüste aus Plastik, Lack und Leder. Aber sobald man sich über den breiten Seitenschweller geschwungen hat und mit offenen Türen davonbraust, ist das alles vergessen. Kein anderes Fahrzeug von BMW mit mehr als zwei Rädern ist derart luftig, pur und direkt wie der Kunststoffkeil aus den späten Achtzigern.
Der kräftige Motor und das stramme Fahrwerk tun ihr Übriges: Wenn sechs Zylinder, 2,5 Liter Hubraum und 125 kW/170 PS auf gerade einmal 1250 Kilo treffen, kann geht es knackig zur Sache gehen. Der Z1 sprintet in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 225 km/h. Zur Premiere geraten die Tester ins Schwärmen: „Handlich wie ein Go-Kart, spontan am Gas, wie auf Schienen um die Kurven - er passt dem Fahrer wie ein guter Turnschuh“, zitiert das BMW-Archiv den Pressespiegel von einst. Außerdem sitze man so gut wie im Freien.
Schnell vorbei ist der Spaß jedoch, wenn das Dach zum Einsatz kommt: Denn erstens ist das Öffnen und Schließen des Verdecks ein wenig mühsam. Und zweitens wird das Einstiegen bei geschlossenem Dach zu einer gymnastischen Übung, weil die Öffnung dann nicht sehr groß ist. Andererseits: Zu gut darf das Wetter auch nicht sein, weil ein Dauerbeschuss durch Sonnenstrahlen angeblich der Kunststoffkarosse zusetzt: Zumindest Sammler aus Japan berichten, dass dann die Türen verklemmten und sich die Planken verzögen. Wohl mit Bedacht wurde der Z1 offiziell nur im gemäßigten Europa angeboten.
Mit maximal sechs Exemplaren am Tag gefertigt und nur bis 1991 produziert, ist der Z1 eigentlich nicht viel mehr als eine Randnotiz in der BMW-Geschichte. Denn die 8000 Einheiten der Z1-Ära schaffen Modelle von heute in vier Wochen. Doch wirkt der radikale Renner bis heute nach. „Er war es, der die Aufmerksamkeit auf ein Segment zurück gelenkt hat, das bei BMW lange Jahre brach lag: die offenen, zweisitzigen Sportwagen“, sagt BMW-Pressesprecher Manfred Grunert.
So wird der Z1 zum Vorreiter einer ganzen Reihe von Roadstern, die bis heute zusammen immerhin 500 000 mal produziert worden sind: Denn ohne den Z1, so Grunert, hätte es wahrscheinlich nie einen Z3, Z8 oder Z4 gegeben. Und wenn die Gerüchte stimmen, wird es aus München bald noch einen kleinen Roadster auf Basis des 1ers geben. Gewissermaßen würde der Z1 dann sein Comeback feiern - vermutlich aber ohne die skurrilen Türen des Vorreiters.