Der Winter ist eine heiße Zeit für die Autobranche

München (dpa) - Autohersteller machen im Winter nicht die besten Geschäfte. Ganz anders sieht es bei Werkstätten, Zulieferern und im Handel aus. Für die Branche rund ums Auto ist das Jahresende die wichtigste Zeit - und der Kampf um die Kunden besonders hart.

Für viele Werkstätten ist schon vor Weihnachten Bescherung. Spätestens mit den ersten kühlen Tagen im Herbst beginnt für etliche Unternehmen aus der Autobranche die heiße Zeit. „Bei uns ist das vierte Quartal das mit Abstand wichtigste“, sagt der Sprecher der Werkstattkette ATU, Markus Meißner. Wichtigster Treiber auch bei anderen Werkstätten ist der Winterreifen. Viele Autofahrer lassen ihre Räder von Fachleuten wechseln - und seit der Verschärfung der Winterreifenpflicht vor drei Jahren sind nur noch wenige ohne unterwegs.

Auch der Zubehörhandel brummt im Winter. Ob Eiskratzer, Batterien, frostsicheres Wischwasser - zu keiner anderen Jahreszeit klingeln die Kassen öfter. „Das klassische Winterzubehör wird bei uns vor allem im Oktober und November gekauft“, sagt Meißner. Doch das hängt vom Wetter ab. Gerade Batterien sind der Renner, sobald es den ersten scharfen Frost gab. „Das kommt erst, wenn es richtig kalt wird.“ Das gilt auch für Dachboxen für den Skiurlaub oder Schneeketten. Ein Selbstläufer ist das Geschäft dennoch nicht. Der Wettbewerb ist hart, Werkstätten buhlen neben Tankstellen und dem Handel um Kunden.

Den schwierigen Kampf um den Winterkunden bekommen vor allem viele Tankstellen zu spüren. „Früher war es ganz normal, dass es Eiskratzer oder Türspray nur an der Tankstelle zu kaufen gab“, sagt Sigrid Pook, Geschäftsführerin des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche (BTG). Doch das war einmal. Egal ob Bau-, Super- oder Gartenmarkt: Die Aussicht auf zusätzliche Umsätze im Winter lockt viele Anbieter. „Der Wettbewerb ist schon sehr hart.“ Dabei ist für Tankstellen der Handel im eigenen Shop längst die wichtigste Einnahmequelle, bis zu 60 Prozent des Umsatzes kommt aus dem Laden.

„Im Schnitt kommen noch etwas mehr als 20 Prozent der Einnahmen aus dem Handel mit Treibstoff“, sagt Pook. Der überwiegende Teil des Geldes kommt aus dem Shopgeschäft. Längst gibt es an Tankstellen kleine Supermärkte, die von Chips bis Tiefkühlkost oder Klopapier fast alles anbieten. Im Winter laufen Eiskratzer gut, im Sommer Getränke oder Eis. Der restliche Umsatz kommt von Zusatzangeboten wie der Autowäsche. Auch dafür sei der Winter aber eine gute Zeit, denn Salz auf den Straßen mache die Fahrzeuge schmutzig. Nur zu kalt dürfe es auch nicht sein. „Dann haben manche Waschanlagen Probleme.“

Deutlich unbeeindruckter vom Wetter ist dagegen ausgerechnet der Standheizungshersteller Webasto. Zwar helfen die kalten Tage, Autofahrer von den Vorzügen eines vorgewärmten Autos zu überzeugen. Doch das gelte vor allem für die Nachrüstung, sagt eine Sprecherin. Seit längerem wachse aber das Geschäft mit der Erstausstattung direkt beim Hersteller. „Daher ist Webasto zunehmend unabhängig von der Wintersaison.“ Am Ende sind dem Konzern aus Stockdorf bei München aber alle Jahreszeiten gleich lieb, denn Webasto stellt auch Klimaanlagen und vor allem Dachsysteme wie Cabriodächer her.