Deutsche am Steuer unhöflicher als der Rest Europas
Rueil-Malmaison (dpa/tmn) - Am Steuer sitzt den Deutschen im europäischen Vergleich der Stinkefinger offenbar recht locker. Zwei von drei deutschen Autofahrern (67 Prozent) geben zu, andere Autofahrer mit Gesten und Worten zu beleidigen.
Das ergibt eine europaweite Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos.
Damit beleidigen die Deutschen am Steuer deutlich häufiger als der europäische Durchschnitt (56 Prozent). Mehr als ein Drittel (34 Prozent) fährt nach eigenen Angaben bewusst knapp auf, um vermeintlich nervende Autofahrer zu bedrängen (EU-Durchschnitt 32 Prozent), 18 Prozent verlassen ihr Fahrzeug, um sich in Konfliktsituationen anderen Verkehrsteilnehmern bedrohlich zu nähern (EU-Schnitt 15 Prozent).
Beim Einhalten der Verkehrsregeln sind die Deutschen dagegen recht durchschnittlich - allerdings im negativen Sinne. 93 Prozent halten sich nicht an Tempolimits, 60 Prozent fahren ohne zu bremsen durch Baustellen, 59 Prozent blinken nicht bei Spurwechseln - alles Werte im EU-Durchschnitt. Beim Sicherheitsabstand mögen es die Deutschen aber etwas näher. Sieben von zehn Autofahrern (73 Prozent) halten nach eigenen Angaben keinen ausreichenden Sicherheitsabstand ein (EU-Durchschnitt 65 Prozent).
Die Studie bescheinigt deutschen Autofahrern außerdem wenig Verantwortungsbewusstsein in Sachen Sekundenschlaf. Jeder Dritte Fahrer gab an, bereits einmal kurz am Steuer eingenickt zu sein. Trotzdem wird im Schnitt erst nach 3 Stunden und 48 Minuten eine Rast eingelegt. Nur polnische Autofahrer sind mit 4 Stunden und 10 Minuten zwischen zwei Pausen länger unterwegs.
All diese Verstöße haben allerdings kaum einen Einfluss auf die Selbsteinschätzung der Fahrer. 97 Prozent der deutschen Autofahrer bezeichnen sich als „aufmerksam“, 81 Prozent als „ruhig“, immerhin 57 Prozent finden ihren Fahrstil „rücksichtsvoll“. Gute Noten für deutsche Fahrer gibt es außerdem aus Griechenland, Spanien und Polen. Befragte aus diesen drei Ländern halten die Deutschen für Europas rücksichtsvollste Autofahrer.
Im Auftrag der französischen Stiftung Vinci Autoroutes für verantwortungsvolles Fahren wurden insgesamt mehr als 10 000 Personen befragt, davon rund 1000 aus Deutschland.