Deutschlands älteste Taxifahrerin fährt jetzt Bus
Lübeck (dpa) - Sie war Deutschlands älteste Taxifahrerin, doch mit 90 Jahren hat Frieda Biesenthal endgültig genug vom Autofahren. Am Dienstag gab die resolute Dame, die 44 Jahre lang Fahrgäste durch Lübeck chauffierte, ihren Führerschein ab.
Diese Entscheidung verdiene Respekt, gerade wenn man selbst mitunter daran erinnert werde, dass man nicht mehr der Allerjüngste sei, sagte Bürgermeister Bernd Saxe (57) bei der Entgegennahme des Dokuments. Mit ihrer Entscheidung will Biesenthal auch anderen älteren Menschen ein Beispiel geben. Mit 90 sollte man nicht mehr hinterm Steuer sitzen, sagt sie.
Wie viele ältere Menschen sieht auch Biesenthal diesen Schritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß, wie soll ich jetzt drei mal in der Woche zur Wassergymnastik kommen?“, fragt sie. Doch andererseits müsse ja mal Schluss sein. „Außerdem ist mein Auto schon seit Monaten kaputt und für ein neues habe ich kein Geld. Also werde ich in Zukunft den Bus nehmen.“
Frieda Biesenthal machte 1957 den Führerschein, 1960 den Taxischein. Damals fuhr sie einen BMW V8, der Liter Diesel kostete 46 Pfennig und sie war Lübecks erste Taxifahrerin. Natürlich sei heute viel mehr los auf den Straßen, aber das habe sie nicht gestört, sagt sie.
Bis vor fünf Jahren - da war sie 85 - steuerte Biesenthal Fahrgäste durch die Hansestadt. Dann lief ihr Taxischein ab und sie ließ ihn nicht verlängern. „Obwohl ich die Prüfung als Beste bestanden hatte“, betont sie. Doch sie sei die ständigen Sticheleien der jüngeren Kollegen leid gewesen. „Die haben behauptet, ich würde ihnen die Kunden wegnehmen. Doch ich war einfach freundlicher, als viele andere“, sagt sie und wirft den Kopf mit den adrett frisierten weißen Haaren kokett in den Nacken.
Für Fahrgäste mit unfreundlichen Absichten habe sie immer eine mit Steinen gefüllte Tasche im Auto gehabt, verrät sie. „Die hätte ich Taxiräubern um die Ohren gehauen, aber ich bin nie in die Situation gekommen.“