Dicke Luft zum Start der CO2-Farbskala für Pkw

Berlin (dpa) - Wie umweltfreundlich ist ein Neuwagen? Das sollen Autokäufer künftig mit einer CO2-Skala in den Ampelfarben leichter beurteilen können. Um die Berechnungsmethode gibt es zum Auftakt am Donnerstag (1.

Dezember) aber Krach.

Was Kunden aus dem Elektromarkt kennen, soll ihnen künftig auch im Autohaus helfen: Vom 1. Dezember an muss ein DIN-A-4 Blatt mit einer farbigen Skala anzeigen, wie gut die Energiebilanz von Neuwagen ist. Die Bundesregierung verspricht sich davon mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit. Doch zum Start herrscht dicke Luft. Umwelt- und Verkehrsverbände protestieren gegen eine „Mogelpackung“ beim klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2).

Was genau ist neu?

Wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen sollen Käufer auf einen Blick erkennen können, wie „energieeffizient“ ein Auto ist. Dafür wird der CO2-Ausstoß in Bezug zum Gewicht des Wagens berechnet und das Ergebnis in Klassen eingeordnet - von der grün markierten Stufe A+ für besonders gut über mittlere Gelbtöne bis zur schlechtesten Klasse G in Rot. „Das bietet dem Verbraucher eine echte Hilfestellung bei seiner Kaufentscheidung“, verkündete Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), aus dessen Haus die Neuregelung stammt. Ein bisher übliches Informationsblatt galt als nicht sehr anschaulich.

Warum gibt es Kritik?

Schon vor der Einführung liefen Verkehrs- und Umweltverbände Sturm gegen die Skala. Sie sei eine Täuschung der Verbraucher, schimpfen Bund für Umwelt und Naturschutz und Naturschutzbund Deutschland. Und auch der ADAC (17 Millionen Mitglieder) beklagt eine Verwirrung der Autofahrer. Der Stein des Anstoßes: die Kopplung des CO2-Werts an das Fahrzeuggewicht. „Autos mit hohem Verbrauch bekommen ein grünes Label, wenn sie nur schwer genug sind“, kritisiert der Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Die völlige Absurdität dieser Formel zeigt, dass der Kampfpanzer Leopard 2 das gleiche 'Label E' bekäme wie ein VW Golf 1.4.“ Sinnvoller wäre da eine Kopplung an die Fahrzeugfläche.

Was sagen die Hersteller?

Die deutschen Autobauer verteidigen die Neuregelung vehement, weil sie „echten Mehrwert“ bringe. Während Spritverbrauch und CO2-Ausstoß in Gramm je Kilometer schon seit 2004 beim Händler und in der Werbung anzugeben sind, kommt nun eine Einordnung nach der Fahrzeugkategorie dazu, also für Kleinwagen, Mittel- oder Oberklasse. „Dadurch ist sichergestellt, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden“, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Dies schaffe zudem Anreize, dass sich jeder Hersteller in seinem Segment für mehr Umweltfreundlichkeit anstrenge. Und auch im Elektromarkt sei Kunden ja klar, dass ein großer Familienkühlschrank mehr Energie verbrauche als ein kleiner für einen Singlehaushalt.

Wie umweltfreundlich sind Pkw inzwischen überhaupt?

In punkto Umweltfreundlichkeit fahren japanische Pkw weiter an der Spitze - auch dank eines Vorsprungs bei kombinierten Elektro-Benzin-Antrieben (Hybrid), wie eine jährliche Übersicht des VCD ergab. In der Gesamtwertung war zuletzt nur ein Fabrikat aus Deutschland unter den besten Zehn. Als Kriterien gelten neben dem CO2 auch Lärm, der zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann, und Schadstoffbelastungen - etwa mit Rußpartikeln und Stickoxiden. Die deutsche Branche betont, der CO2-Ausstoß neuer Modelle sei weiter gesunken, besonders in der Oberklasse. Der VCD moniert dagegen: „Schwere Luxuslimousinen sind und bleiben Klimakiller.“