Elektroauto - ja oder nein? Was vor dem Kauf wichtig ist
Karlsruhe (dpa/tmn) - Die Bundesregierung, die sich gerade auf die Nationale Konferenz Elektromobilität (15. und 16. Juni) vorbereitet, will mindestens eine Million E-Autos bis 2020 auf deutsche Straßen bringen.
Utopisch, meinen viele - denn bisher sind die Zahlen nicht einmal sechsstellig. Wichtiges dazu im Überblick:
Vorteile: Hauptvorteil der steckdosentauglichen Autos ist, dass sie besonders umweltfreundlich sind. Denn reine E-Autos stoßen beim Fahren weder Schadstoffe noch klimaschädliche Treibhausgase aus, und die Motoren machen deutlich weniger Lärm. Der Bundesregierung schwebt außerdem vor, die Batterien in den Autos als mobile Speicher für Sonnen- und Windenergie zu nutzen: Bei Spitzen im Netz könnten sie den überschüssigen Strom aufnehmen, bei Bedarf dann ans Netz zurückgeben.
Probleme: Bisher hakt es vor allem am Preis und an der Alltagstauglichkeit. Die Batterien und kleineren Stückzahlen machen E-Autos noch um einiges teurer als herkömmliche Verbrenner. Außerdem können die Batterien noch lange nicht so viel Energie speichern wie ein gefüllter Tank, je nach Modell kommt man 100 bis 200 Kilometer weit. Zum „Stromtanken“ unterwegs fehlt es auch noch an einem lückenlosen Netz von Schnellladesäulen.
Fördermaßnahmen: Für E-Autos gibt es Steuervergünstigungen. Außerdem ist gerade das Elektromobilitätsgesetz in Kraft getreten. Damit können Kommunen künftig entscheiden, ob sie E-Autos besonders unterstützen wollen, indem diese etwa kostenlos parken oder auf Busspuren fahren dürfen. Bis 2017 wurden rund 400 neue Schnellladesäulen an Autobahn-Raststätten angekündigt.
Verkaufszahlen: Zum Jahresanfang zählte der Verband der Automobilindustrie (VDA) rund 25 300 zugelassene Elektroautos - eigentlich hatten es zu diesem Zeitpunkt schon 100 000 sein sollen. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen kommt daher in einer Marktanalyse zu dem Schluss, dass „das Experiment "Elektroauto" in Deutschland gescheitert“ sei. Auch bei sogenannten Plug-In-Hybriden stocke die Entwicklung. Das Elektroauto könnte demnach ein Exot auf Deutschlands Straßen bleiben. Wer dennoch mit dem Gedanken spielt, ein E-Auto zu kaufen, sollte einige einige Aspekte beachten.
Kaufpreis: Im Vergleich zu Diesel- und Benzinfahrzeugen sind Elektro-Pkw vergleichsweise kostspielig. Der e-Golf von Volkswagen zum Beispiel ist etwa doppelt so teuer wie der klassische Golf. Aber wer viel fährt, kann den hohen Kaufpreis kompensieren, erklärt Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Die Betriebs- und Unterhaltskosten sind beim Elektroauto geringer. Die Strom-Betankung für 100 Kilometer kostet in der Regel nur wenige Euro.
Garantie der Batterie: Die Batterie ist das wichtigste Bauteil im E-Auto. Von ihrer Haltbarkeit hängt die Langlebigkeit des Fahrzeugs ab. Ein seriöser Anbieter gibt laut Wietschel eine Garantie auf den Stromspeicher. Etwa 150 000 Kilometer sollte der Akku halten, damit keine neuen Kosten durch einen Batteriewechsel entstehen.
Lange Probefahren: „Die meisten, die das erste Mal in einem Elektroauto sitzen, sind begeistert“, sagt Wietschel. Doch der erste Eindruck kann täuschen. Die geringe Reichweite und das veränderte Fahrgefühl muss Autofahrern auf Dauer liegen. Am besten ist, man fährt das Auto mehrere Tage zur Probe, um einen nachhaltigen Eindruck zu gewinnen.
Lademöglichkeiten prüfen: Wer zu Hause einen Strommix bezieht, sollte auf Ökostrom umstellen. Wenn das Elektroauto nicht nur während der Fahrt, sondern auch beim Laden keine Emissionen produzieren soll, muss der Strom grün sein. Daneben sollte ein Fachmann die Standfestigkeit der Leitungen überprüfen. Üblicherweise kann der Akku über die heimische Steckdose aufgeladen werden.
Eigene Bedürfnisse kennen: Wer lange Strecken mit dem Auto liebt, sollte kein Elektrofahrzeug kaufen. Die Reichweite pro Aufladung liegt in der Regel zwischen 80 bis 150 Kilometern. Wer häufig kurze Strecken fährt, kann auf das E-Auto setzen und auf Dauer Kosten sparen. Wenig Wert sollte man allerdings auf Geräumigkeit im Wagen legen.
Begrenzte Auswahl: Bis Ende 2014 waren 17 deutsche E-Auto-Modelle auf dem Markt. Entsprechend begrenzt ist das Angebot an Autohäusern, die Elektroautos verkaufen. Interessenten sollten sich frühzeitig im Internet über Modelle informieren oder mit einem Händler Kontakt treten. Wer direkt in den Verkaufsraum geht, sucht E-Autos meist vergeblich.