ESP statt Alufelgen: Das erste Auto sollte sicher sein

Berlin (dpa/tmn) - Vor allem günstig soll es sein: Das erste Auto darf meist nicht viel kosten. Da jüngere Fahrer aber oft in Unfälle verwickelt werden, sollten sie nicht am falschen Ende sparen.

Das erste Auto: Glückspilze bekommen es am Tag der bestandenen Führerscheinprüfung von ihren Eltern vor die Haustür gestellt, andere müssen es sich in den ersten Berufsjahren hart erarbeiten. In beiden Fällen sollte aber nicht das bequemste Angebot oder der schickste Wagen den Zuschlag erhalten: Vor allem möglichst sicher sollte es sein, das erste Auto.

18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben laut dem Statistischen Bundesamt das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. Das Auto von Fahranfängern hat daher im Idealfall möglichst viel Sicherheitstechnik an Bord. „Es ist besser, auf die technische Ausrüstung als auf die Alufelgen zu achten“, mahnt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

Grundsätzlich gilt: Je neuer ein Auto ist, desto besser ist meist die Sicherheitsausstattung. Dabei gibt es Merkmale, über die der Käufer kaum noch nachdenken muss, weil sie seit Jahren Standard sind. „Zum Beispiel das Antiblockiersystem ABS ist in fast jedem Auto verbaut - außer bei ganz alten“, sagt Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. „2004 gab es eine Selbstverpflichtung der Autohersteller, das System einzubauen.“ Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) haben 89 Prozent aller Autos auf deutschen Straßen ABS an Bord.

Auch der Schleuderschutz ESP, den manche Hersteller anders nennen - BMW etwa DSC oder Toyota VSC -, ist sehr verbreitet. „Damit gängig ausgestattet werden Autos seit rund zehn Jahren“, sagt Andreas Ratzek vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg. Erst ab 1. November 2014 müssen aber sämtliche Neufahrzeuge den Schleuderschutz haben. „Soll es ein Kleinwagen sein, sollten sich Kaufinteressenten vergewissern, dass ESP an Bord ist“, rät Ratzek. Rund zwei Drittel (62 Prozent) der Autos sind laut VDA mit ihm unterwegs. Fester Bestandteil von ESP ist laut ADAC meist ein Bremsassistent, der in Notsituationen die volle Bremskraft schneller bereitstellt.

Kommt es trotz Scheuderschutz zum Crash, sollen Rückhaltesysteme die Insassen vor Verletzungen schützen. Während der Lebensretter Nummer eins, der Sicherheitsgurt, seit Jahren Pflicht ist, ist die Sache bei Airbags nicht ganz so klar. Da die Luftsäcke, die sich im Notfall in Sekundenbruchteilen aufblasen, gesetzlich nicht vorgeschrieben sind, lohnt immer ein Blick auf die Ausstattungsliste.

Zwar hatten nach Auskunft des ADAC 83 Prozent der Neuwagen bereits 1996 einen Fahrer- und 59 Prozent einen Beifahrerairbag eingebaut. Doch Seitenairbags sind seltener: 1999 wurden sie von dem Autoclub erstmals erhoben, die Quote lag bei 35 Prozent, im Jahr 2007 immerhin schon bei 78 Prozent. „Vor allem Frontairbags sollten an Bord sein, weil die häufigste Unfallart der Front-Crash ist“, rät Ratzek. „Die Wunschausstattung wären aber sechs Airbags.“

In den meisten Fällen wird das erste Auto aber ohnehin ein etwas älterer Gebrauchter sein, sagt Eckehart Rotter vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Auch Verschleiß ist folglich ein Thema: Je älter ein Wagen ist, desto mehr technische Mängel weist er auf, wie die Sachverständigenorganisation Dekra immer wieder feststellt. „Eine frisch durchgeführte Kfz-Hauptuntersuchung ist ein entscheidendes Kaufkriterium“, sagt VDA-Sprecher Rotter.

ADAC-Experte Ratzek ergänzt: „Ist das Fahrzeug erst vor kurzem auf dem Prüfstand gewesen, kann davon ausgegangen werden, dass Bremsen, Achsgelenke, Stoßdämpfer, Lenkung oder die Beleuchtung ordnungsgemäß funktionieren.“ Einen guten Pflegezustand dokumentiert ein lückenlos geführtes Scheckheft.

Wird beim Händler gekauft, besteht nach Ansicht der Experten kein großes Risiko, dass man an ein Mängelexemplar gerät. „Dafür spricht allein die Sachmängelhaftung, denen die Händler unterliegen“, sagt KÜS-Sprecher Hans-Georg Marmit. Bei Privatkäufen empfiehlt er aber eine Fahrt in die Werkstatt. Organisationen wie KÜS, TÜV, Dekra oder ADAC bieten spezielle Durchsichten von Gebrauchtwagen an. Je nach Aufwand werden dafür etwa 30 Euro fällig.

Vergleichsweise teuer und deshalb selbst bei Neuwagen noch keine Selbstverständlichkeit sind moderne Assistenzsysteme wie Müdigkeitswarner oder Spurführ- und -wechselhilfen. Wichtiger ist es für Fahranfänger deshalb, auf das Crashverhalten zu achten, meint ADAC-Experte Ratzek. Hier empfiehlt sich ein Blick in die Tests der europäischen Prüforganisation NCAP. „Vier oder fünf Sterne beim NCAP-Test sollten es auch beim ersten Auto sein.“ Gebrauchtwagen mit guten Testergebnissen und ordentlicher Sicherheitsausstattung für unter 7000 Euro seien zum Beispiel ein Citroën C4 von 2008, ein Kia Rio von 2009, ein Renault Clio von 2006, ein Seat Leon von 2007 oder ein Golf V von 2006.