Finger weg vom Akku - Reparatur-Tipps für Pedelec-Fahrer

Berlin (dpa/tmn) - Motor-Unterstützung beim Fahrradfahren ist eine feine Sache. Wer sich ein Pedelec anschafft, sollte sich bewusst sein, dass den eigenen Reparaturkünsten Grenzen gesetzt werden. Sich an die Elektronik zu wagen, ist ohne Fachwissen keine gute Idee.

Foto: dpa

Die Zeiten, in denen Problemen am Fahrrad nur mit Flickzeug, Schraubenschlüssel und etwas Sinn fürs Tüfteln beizukommen war, sind vorbei. Zumindest dann, wenn das Fahrrad unter Strom steht. Denn bei Pannen mit dem Elektrofahrrad sind den eigenen Bastelkünsten schnell Grenzen gesetzt.

Foto: dpa

Dabei sind Räder mit Elektroantrieb in den vergangenen Jahren in Deutschland beliebter geworden. Ausgerüstet mit einem kleinen Motor samt Akku erleichtern sie ihren Besitzern das Radeln. Wer sich Tag für Tag auf dem Weg zu Arbeit über denselben Berg quälen muss, kommt dank der technischen Unterstützung ohne verschwitztes Oberhemd zu den Kollegen. Allein 2013 wurden nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) 410 000 E-Bikes verkauft - ein Plus von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Foto: dpa

Die größte Verbreitung unter den Elektrofahrrädern hat in Deutschland das sogenannte Pedelec - das „Pedal Electric Cycle“. Pedelec-Motoren unterstützen den Fahrer mit bis zu 250 Watt Leistung während des Tretens. Für die nötige Energie sorgt ein Akku - an dem man besser nicht selbst herumbasteln sollte.

Lahmt der Motor, kann meist nur der Fachhändler weiterhelfen. Bestimmte Reparaturversuche auf der heimischen Werkbank können nämlich gefährlich werden. „Bei Display, Akku und Motor gilt: keinesfalls öffnen“, sagt Wasilis von Rauch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Denn: Wie der Name Elektrofahrrad schon sagt, fließt Strom durch einige Teile des Rades.

Dabei ist ein elektrischer Schlag noch eine der kleineren Gefahren. „Gesundheitsgefährdend wird das ab einer Spannung von 50 Volt. Die Hersteller gehen auch nicht höher“, sagt Experte von Rauch. Viel gefährlicher ist ein Kurzschluss, bei dem der Akku sehr heiß werden kann oder sogar in Brand gerät. „Im schlimmsten Fall kann er explodieren. Der Brand eines Lithium-Ionen-Akkus lässt sich zudem kaum noch löschen“, sagt von Rauch.

Der einzig sinnvolle Instandsetzungsversuch in Eigenregie darf beim Reset-Knopf unternommen werden. „Probleme bei Pedelecs haben tatsächlich oft mit der Software zu tun“, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Für das Zurücksetzen muss in der Regel der Anschalteknopf am Akku für etwa 20 Sekunden gedrückt werden. Dieser Systemneustart kann manchmal schon das Problem lösen, das man mit dem E-Antrieb hat.

Allenfalls ein loses Kabel ist das Einzige, an das sich Achim Böckermann von der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt im Berliner Amtshaus Buchholz in Sachen Elektronik noch herantrauen würde. Er hilft dort bei Pannen und ist damit selbst ein Routinier in Sachen Fahrradreparatur. Doch auch er rät, zu einem Fachhändler zu gehen, wenn es mit Akku oder E-Motor hakt - und selbst dieser müsse das Pedelec oft einschicken.

Ein Problem am Pedelec erkennt man nach Angaben des ADFC beispielsweise, wenn die Reichweite des Motors extrem sinkt. Auch der Akku hat natürliche Verschleißerscheinungen - nach einigen Hundert Ladezyklen nimmt die Leistung ab. Wer von Anfang an auf gute Qualität achten will, sollte etwa 1800 Euro für ein Pedelec ausgeben und dabei auf die Zahl der Tretsensoren achten. „Günstigere Pedelecs haben oft nur einen Sensor. Komplexere arbeiten mit drei und lassen sich viel geschmeidiger fahren“, sagt René Filippek.

Ein Vorteil ist darüber hinaus, wenn der Motor in der Mitte des Fahrrads sitzt. „Kompliziert kann ein Reifenwechsel bei Pedelecs sein, die den Motor im Vorder- oder Hinterrad haben. Der Motorstecker - die Verbindung von Akku und Motor - ist manchmal nicht gut zu erreichen, zudem ist das Rad mit Motor deutlich schwerer“, erläutert VCD-Experte von Rauch. Zudem sollte man sich vor dem Kauf beim Fachhändler erkundigen, was passiert, wenn das Pedelec mal komplett eingeschickt werden muss. Eventuell sagt er für solche Fälle ein Ersatzrad zu.

Eine gute Nachricht zuletzt: Zu einem großen Teil funktionieren E-Bikes wie herkömmliche Fahrräder. „Alles, was mechanisch ist, kann man in der Regel selbst reparieren“, sagt von Rauch. Hobbytüftler können also auch bei Pedelecs ihren Schraubenschlüssel zücken. Sie sollten ihn nur von Akku und E-Motor fernhalten.