Gedrängel im Gelände - Die SUV-Neuheiten aus Genf
Genf (dpa/tmn) - Autos für die Buckelpiste boomen: Kein Segment wächst so stark wie das der SUVs. „Diese Autos treffen den Zeitgeist“, sagt Felix Kuhnert, Leiter des Bereichs Automotive bei der Beratungsfirma Pricewaterhousecoopers.
So überzeugten das dynamische Design und der praktische Nutzwert viele neue Kunden. Hinzu kämen verbesserte Verbrauchswerte und günstige Spritpreise.
Entsprechend viele Neuheiten fahren auf dem Autosalon in Genf (Publikumstage: 5. bis 15. März) vor. Und immer weitere Marken folgen dem Trend. So hat jetzt zum Beispiel auch Seat seinen ersten Geländewagen vorgestellt und in Genf das Tuch vom 20V20 gezogen. Zwar ist dieses betont sportliche SUV von knapp 4,70 Metern nur eine Vision. Doch steht der Allradler auch als Platzhalter für einen kleineren Geländewagen, der binnen Jahresfrist zu den Händlern kommt, wie Firmenchef Jürgen Stackmann bestätigt.
Einen Schritt weiter sind Marken wie Renault und Mazda, die ihre Modelle fürs Grobe jetzt so langsam auffächern - allerdings in gegenläufiger Richtung. Während die Franzosen dem kleinen Capture den großen Kadjar zur Seite stellen, dampfen die Japaner den CX-5 ein und schicken gegen Opel Mokka und Co künftig einen CX-3 ins Rennen.
Die japanischen Nobelmarken Infiniti und Lexus buhlen ebenfalls mit kompakten Geländewagen um Aufmerksamkeit. Zwar sind der Lexus LF-SA und der Infiniti QX30 noch Studien. Doch letzterer wird schon Anfang nächsten Jahres in Serie gehen, kündigt Firmenchef Roland Krüger an.
Das andere Ende der Skala markiert der Ssangyong Tivoli, der im Sommer als neues Einstiegsmodell des koreanischen Herstellers startet. Zwar ist der bullig gezeichnete Geländegänger erst einmal nur als Benziner mit Frontantrieb lieferbar. Dafür soll er laut Pressesprecherin Ute Margetts bereits für weniger als 17 000 Euro angeboten werden. Ein weiterer Neuzugang kommt ebenfalls aus Korea: Hyundai schickt in Genf den iX35 in den Ruhestand und bringt mit dem Generationswechsel den Namen „Tucson“ zurück.
In Genf zeigt sich eine weitere Diversifizierung der Baureihen. So hat Land Rover das erste moderne SUV-Cabrio auf Basis des zum Salon etwas aufgefrischten Evoque angekündigt. Und Mercedes eifert mit dem sportlich beschnittenen GLE Coupé dem Erfolg des BMW X6 nach. Aber die schnittigste SUV-Variante steht bei Aston Martin. Der Sportwagenhersteller liebäugelt mit der Studie DBX mit einem ersten Crossover-Modell. Denn wer sage denn, dass nicht auch ein Gran Turismo familienfreundlich und praktisch sein kann, fragt Firmenchef Andy Palmer. Von solchen Spielereien hebt sich die Mercedes G-Klasse klar ab: Der Klassiker verzichtet auf alle Rundungen und präsentiert sich auf dem Salon als seriennahe Studie 4x4hoch2 noch kantiger.
Auch die Traditionsmarke Borgward will ihr Comeback im Herbst auf der IAA mit einem kompakten Geländewagen starten. Und sogar Rolls-Royce wagt sich auf schwieriges Terrain. Die britische BMW-Tochter hat zwar jahrelang beteuert, dass ein Rolls-Royce im Matsch nichts zu suchen habe. Kurz vor der Messe in Genf ist der Autobauer aber eingeknickt und hat ebenfalls einen Geländewagen angekündigt.
Allerdings könnte der Wind irgendwann wieder in eine andere Richtung wehen, räumen Entwickler und Analysten auf der Messe ein. Nicht nur, weil sich die hohen, breiten und meist schweren Geländewagen nicht so recht mit den immer strengeren CO2-Vorgaben vereinen lassen. „Sondern auch, weil sich der Geschmack der Kunden irgendwann wieder ändern wird“, meint ein Top-Manager aus dem VW-Konzern.