Klasse ist entscheidend: Tipps zur Bremsflüssigkeit im Auto
München (dpa/tmn) - Die Bremsflüssigkeit ist beim Auto das wichtigste Fluid. Ohne sie verlieren die Bremsen ihre Funktion, das Auto darf nicht mehr auf die Straße. Deshalb muss die Flüssigkeit regelmäßig gewechselt werden.
In der Regel geschieht das bei einer Inspektion oder Wartung.
Bei Autos, die nicht regelmäßig in eine Werkstatt fahren, sollten Besitzer die Flüssigkeit in festen Abständen kontrollieren - und gegebenenfalls wechseln lassen. Mit Vorsicht: „Bremsflüssigkeit ist giftig und dementsprechend Sondermüll. Sie greift Lacke und Kunststoffe an und darf keinesfalls ins Trinkwasser gelangen oder mit Altöl vermischt werden“, sagt Philipp Schreiber vom Tüv Süd. Auch dürfen Augen und Haut nicht mit ihr in Kontakt kommen.
Viele Wartungspläne sehen zur Sicherheit einen kompletten Austausch nach zwei Jahren vor, vor allem, wenn das Auto nicht bewegt wird. Entscheidend sind aber die Vorgaben des Fahrzeugherstellers. Gibt er mehrere sogenannte DOT-Klassen frei, ist die höhere DOT-Klasse die bessere Wahl, da diese temperaturbeständiger und weniger wasseranziehend ist, rät der Tüv Süd. Bremsflüssigkeit nimmt Luftfeuchtigkeit auf. Erhöhter Wasseranteil bedeutet erhöhte Korrosion im Bremssystem sowie einen niedrigeren Siedepunkt. Wird die Flüssigkeit sehr heiß, etwa auf einer Bergabfahrt, kann das Wasser in der Bremsflüssigkeit Blasen bilden. Diese lassen sich komprimieren - der Fahrer tritt dann mit seinem Pedal ins Leere und hat womöglich keine Bremsleistung mehr.
DOT 3, DOT 4 und DOT 5.1 sind Bremsflüssigkeiten auf Glykolbasis, DOT 5 ist auf Silikonbasis. Je höher die DOT-Klasse, desto höher liegt die Siedetemperatur und der Nasssiedepunkt. Letzteres bedeutet, dass bei 3,5 Prozent Wasseranteil in der Bremsflüssigkeit der Siedepunkt bei einer DOT-3-Flüssigkeit von 205 auf sinkt 140 Grad sinkt, erklärt Philipp Schreiber. Somit ermöglichen die höheren DOT-Klassen tendenziell längere Wartungsintervalle. DOT 5 habe aber auf dem europäischen Markt kaum Bedeutung und komme eher in Fahrzeugen in den USA vor. In Europa kommt in den meisten aktuellen Autos eine DOT-4-Bremsflüssigkeit zum Einsatz.
Aufgrund von Kunststoffverträglichkeiten gibt es aber auch Fahrzeuge, die nur mit DOT-3-Bremsflüssigkeiten arbeiten, darunter sind unter anderem einige Modelle von Opel und Isuzu. „Das betrifft eher alte Fahrzeuge. Hier kann die DOT-3-Bremsflüssigkeit nicht durch die mit DOT 4 ersetzt werden, da ansonsten die Kunststoffschläuche und Dichtungen aufquellen können“, sagt Thomas Caasmann von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ).
„Grundsätzlich sollten immer die vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Bremsflüssigkeiten verwendet werden, da sie auf die jeweilige Bremsanlage abgestimmt sind“, sagt Wolfgang Sigloch von der Dekra. Er rät dazu, bei Problemen mit der Bremse in eine Werkstatt zu fahren. „Der Wechsel der Bremsflüssigkeit sollte auf jeden Fall durch entsprechend ausgebildetes Fachpersonal erfolgen“, sagt Sigloch. Fahrzeughalter selbst sollten weder nachfüllen noch wechseln. „Wenn der Füllstand unter „Minimum“ sinkt, ist es mit Nachfüllen oft nicht getan, weil das ein Hinweis auf eine Undichtigkeit im Bremssystem sein kann.“