Langer Weg zur E-Mobilität: Warum die Regierung nachhilft

Berlin/Stuttgart (dpa) - Die Bundesregierung will die Kaufanreize für E-Autos erhöhen - und unter anderem Busspuren freigeben. Doch schon regt sich Kritik: Der Industrie reicht das Maßnahmenpaket nicht aus, die Städte wollen die Hoheit über ihre Straßen nicht aufgeben.

Foto: dpa

Das Ziel klingt eigentlich gar nicht so unerreichbar. Eine Million E-Fahrzeuge sollen bis 2020 auf deutschen Straßen rollen - sogenannte Hybrid-Autos, die auch mit Benzin betrieben werden, mit eingeschlossen. Das sind etwa halb so viele Autos wie seit Anfang Januar in diesem Jahr insgesamt in Deutschland neu zugelassen wurden. Doch in der Industrie herrschen nach wie vor Zweifel, ob die Latte nicht zu hoch hängt:

Wie viele E-Autos gibt es in Deutschland bislang?

Vergleichsweise wenig: Anfang 2014 rollten knapp 100 000 Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb über deutsche Straßen. Bei bundesweit 43,9 Millionen zugelassenen Autos ist das ein Anteil von 0,2 Prozent. Der ist bei den Neuzulassungen sogar gesunken: Seit Anfang des Jahres wurden laut KBA 23 700 neue E- und Hybrid-Autos zugelassen, bei knapp zwei Million Neuzulassungen insgesamt.

Was ist das Problem?

E-Autos sind immer noch vergleichsweise teuer. VWs Kleinwagen E-Up kostet fast 27 000 Euro. Zum Vergleich: Das Basismodell ohne E-Motor kostet 9975 Euro - allerdings mit deutlich weniger Ausstattung als sein Elektrobruder. Ein weiteres Problem ist die Reichweite. Mit einem reinen E-Auto kommt man aktuell im Schnitt etwa 150 Kilometer weit. Dann muss es geladen werden - und dafür fehlt vor allem im ländlichen Raum noch die entsprechende Infrastruktur.

Was tut die Bundesregierung?

Schon jetzt fällt für E-Autos für zehn Jahre nach dem Kauf keine Kfz-Steuer an. Nach dem Kabinettsentwurf, der am Mittwoch (24. September) gebilligt wurde, sollen E-Autos künftig außerdem im Straßenverkehr bevorzugt werden. So soll den Kommunen unter anderem das Recht eingeräumt werden, kostenlose Parkplätze zu reservieren und die Nutzung von Busspuren zu erlauben. Finanzielle Zuschüsse beim Kauf eines E-Autos, wie es sie beispielsweise in Frankreich oder China gibt, lehnt die Bundesregierung ab. Stattdessen soll es Geld für Forschung und Entwicklung geben.

Was fordert die Industrie, um die Entwicklung zu beschleunigen?

Daimlers Smart-Chefin Annette Winkler rief jüngst nach mehr Unterstützung für E-Autos. Das Beispiel anderer Länder wie Norwegen zeige, dass die Kombination aus finanziellen und nicht-finanziellen Anreizen am besten wirke. Der VDA fordert zusätzliche Erleichterungen für elektrische Firmenwagen. So sollen über bessere Abschreibungsmöglichkeiten zusätzliche Steuervorteile geschaffen werden. Vor allem im gewerblichen Bereich, wo häufig auch kurze Strecken gefahren werden, so die Argumentation, könnten Elektrofahrzeuge besonders wirtschaftlich eingesetzt werden.

Was spricht gegen eine Förderung?

Der Städtetag hatte sich jüngst gegen die Idee ausgesprochen, Busspuren in den Städten für Elektroautos freizugeben. Viele Großstädte lehnen das kategorisch ab. Das ergab eine dpa-Umfrage unter den zehn größten deutschen Städten im August. Die Städte fürchten unter anderem Nachteile für den Öffentlichen Nahverkehr. Auch der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert die Bevorzugung der Autos gegenüber Fahrrad und Nahverkehr.

Warum ist E-Mobilität überhaupt so wichtig?

Für die deutschen Autohersteller sind die emissionsarmen oder sogar -losen Fahrzeuge eine wichtige Hilfe, die strengen CO2-Vorgaben der EU für ihre Flotte zu erreichen. Auch die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen zu senken, um den Treibhauseffekt zu vermindern. E-Autos werden darüber hinaus aber auch als Baustein für die Energiewende gesehen. Mit überschüssigem Strom in den Netzen können die Autos geladen werden.