Mehr Licht und Luft: Dachkonzepte der Autobauer
München (dpa/tmn) - Jedem Topf der passende Deckel: Auch beim Autodach ist die Auswahl groß. Das Spektrum der Konzepte reicht vom klassischen Schiebe- über das Cabrio- bis zum Panoramadach mit viel Glas.
Dabei wollen ein paar charmante Exoten partout nicht aussterben.
Auch wenn am Wetter nichts gedreht werden kann: Der nächste Sommer kommt bestimmt. Und mit steigenden Temperaturen öffnet sich alles, Blüten treiben aus, Kapuzen werden zurückgeklappt, und man läuft nicht mehr vor Kälte gekrümmt umher. Dann verschwindet auch manches Cabrioverdeck zusammengelegt hinter den Köpfen der Autofahrer. Es muss aber nicht immer gleich das ganze Dach weg, um mehr Licht und Luft in den Wagen zu lassen. Das Angebot der Autohersteller reicht von herkömmlichen Schiebe- bis zu Glasdächern. Ein Überblick:
Das Schiebedach - der Klassiker:
„In seiner ursprünglichen Form, nämlich aus Blech, gibt es das Schiebedach nicht mehr“, sagt Opel-Sprecher Michael Blumenstein. Mittlerweile seien bei der Rüsselsheimer Marke alle Schiebedächer verglast. Diese Entwicklung ist auch bei anderen Herstellern längst vollzogen - genauso wie die Verdrängung der Kurbel durch einen Stellmotor zum Öffnen. Beim Volumenmodell Opel Astra zum Beispiel gibt es ein Glas-Schiebe-Ausstelldach im Paket mit Leseleuchten für 915 Euro. 900 Euro Aufpreis müssen beim VW Golf für das elektrische Schiebedach bezahlt werden. Ford verlangt beim Focus 785 Euro dafür.
Als Standardgröße eines Schiebedaches nennt Arnulf Thiemel vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg eine Fläche, die etwa zwei nebeneinandergelegten DIN-A3-Blättern entspricht. Gut eigneten sich diese Dächer dazu, angestaute Hitze schnell aus dem Auto zu bekommen. „Manche Hersteller bauen auch Sensoren ein. Dann schließt sich das Dach bei Regen automatisch.“
Das Panoramadach - viel Glas liegt im Trend:
Die Grenzen vom Schiebe- zum Panoramadach sind fließend. So bietet Opel für den Corsa ein sogenanntes Panoramaschiebedach an (850 Euro im Paket). Es ist etwa doppelt so groß wie ein Standardschiebedach, aber immer noch kleiner als die Panoramawindschutzscheibe, die die Rüsselsheimer für den Astra GTC (Aufpreis 1200 Euro) und den Zafira Tourer (1300 Euro) erdacht haben: Hierbei verlängerten die Ingenieure die Frontscheibe weit über die Köpfe von Fahrer- und Beifahrer. Sie kann per Rollo abgedunkelt, aber nicht mehr geöffnet werden. Ford und Peugeot haben ein ähnliches Dach entwickelt. Immerhin zur Hälfte öffnen lassen sich die Panoramaschiebedächer im Opel Insignia Sports Tourer (1200 Euro), im VW Touran (1200 Euro) oder Up (880 Euro).
Auf technischer Seite hinzuzufügen wäre: Panoramadächer wiegen mehr als Blechdächer. Und Unfallschäden sind kostspieliger. Das verwendete Verbundglas mache die Reparatur teuer, erklärt ADAC-Mann Thiemel. Peugeot-Sprecher Bernhard Voß sagt, die in mehreren Schichten gefertigten Dächer der Franzosen seien stabiler und dadurch sicherer als Stahldächer.
Das Cabriodach - mal Stoff, mal Stahl:
Das klassische Cabriodach besteht aus Stoff. Hauptvorteil gegenüber einem Klappdach aus Stahl: Es raubt weniger Zeit. Thiemel hat die Stoppuhr betätigt: „Stoffdächer lassen sich meist schneller öffnen - beim aktuellen VW Golf Cabrio in etwa zehn Sekunden, beim VW Eos mit Stahlklappdach dauert das Ganze über 20 Sekunden.“
Manch einer mag Stoffdächer schöner finden, pragmatisch gesehen sind sie aber eher von Nachteil. Zwar können sie nach ADAC-Erkenntnis bei mehrlagiger Dämmung ähnlich geräuscharm sein und einen vergleichbaren Schutz bei Blitzeinschlag bieten. Doch bei Unfällen bohren sich Gegenstände leichter ins Auto. In beiden Fällen müssen in der Regel Einbußen beim Stauraum hingenommen werden.
Generell sind beide Cabriovarianten im Vergleich zum geschlossenen Pkw deutlich teurer. So kostet das Golf Cabrio mit mindestens 23 625 Euro knapp 5000 Euro mehr als der Standard-Golf mit gleicher Motorisierung. Den Peugeot 308 CC als weiteres Beispiel gibt es ab 25 950 Euro, den 308 mit Blechdach ab 18 400 Euro.
Falt-, Roll- und Targadächer - Randerscheinungen mit Charme:
Laut Thiemel bestehen Faltdächer meist aus dünner Plane, die keine Wärmeisolierung bewirkt. Dafür kommt Cabriofeeling auf, wenn das Dach auf voller Fahrzeugbreite verschwinden kann. Dies ist etwa beim Fiat 500C (ab 14 200 Euro) der Fall, für den der Hersteller aber eine wintertaugliche Isolierwirkung verspricht. Ab 2013 plant Audi laut „auto motor und sport“ den A1 mit Rolldach.
Das Targadach ist wenig verbreitet und eng verbunden mit der Marke Porsche. „Merkmal des klassischen Targadaches ist ein herausnehmbares Dachteil zwischen oberem Frontscheibenrahmen und Überrollbügel, dem Targa-Bügel, das oftmals im Kofferraum verstaut werden kann“, erläutert Thiemel. Das Dach des aktuellen Porsche 911 Targa 4 ist aber eigentlich ein großes Schiebedach: Es lässt sich um einen halben Meter öffnen und schiebt sich unter die Glasheckklappe.