Motor-Mania im Morgenland - Neues von der Automesse in Dubai

Dubai (dpa/tmn)- Radwan Ogali hat gut Lachen: Gleich am ersten Tag der Motorshow in Dubai hat der örtliche Statthalter des Bottroper Mercedes-Veredlers Brabus den „Desert Gold“ verkauft.

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Zwar kostet der in Gold lackierte S-Klasse-Umbau umgerechnet gut 400 000 Euro. Doch hat der Wagen alles, was die Scheichs reizt, sagt Ogali: „Er ist stark, er ist schnell, und er ist selten.“ Denn von der 350 Stundenkilometer schnellen Limousine mit 662 kW/900 PS gibt es nur dieses einzige Exemplar - und nach ein paar Stunden hat es den Besitzer gewechselt.

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So wie Ogali geht es in Dubai vielen. Denn die Emirate sind ein Dorado für Luxuslimousinen, Supersportler und große Geländewagen, freut sich Nick Waller, der Marketingchef der Messe und hat deshalb für die Premiumhersteller rund die Hälfte der Fläche reserviert. Dort stehen aber nicht nur europäische Exoten von Lamborghini, Porsche, McLaren oder Ferrari. Dort rüsten sich die Araber auch zum Gegenschlag auf der Überholspur und präsentieren einen eigenen Supersportwagen: den Fenyr.

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Der ebenfalls 662 kW/900 PS starke Tiefflieger ist bereits das zweite Modell von W-Motors und trotz seines Preises von 1,8 Millionen Dollar (rund 1,68 Millionen Euro) fast schon ein Schnäppchen, sagt Firmenchef Ralph Debbas. Schließlich hat sein Erstling „Lykan“ 3,4 Millionen gekostet und war sogar 110 kW/150 PS schwächer. Das hat dem Erfolg allerdings keinen Abbruch getan. Dank Fahrleistungen auf Bugatti-Niveau und Extravaganzen wie Diamanten in den Scheinwerfern waren die sieben geplanten Lykan ruck zuck verkauft, sagt Debbas und erhöht beim Fenyr deshalb jetzt auf 25 Autos - im Jahr.

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Zwar sind es vor allem die schillernd bunt lackierten Bentleys und Rolls-Royce, die wild getunten Flachmänner aus Italien oder die gepanzerten Geländewagen, die der Show ihren ganz besonderen Reiz geben und exotische Tuner aus aller Welt anziehen - vom Kleinserienhersteller Halocon mit einem 478 kW/650 PS starken Karbon-Coupé aus Deutschland über schräge Retro-Veredler wie Bilenkin aus Moskau bis hin zu Panzerwagen-Konstrukteuren wie Streit, die alles anbieten. Doch sind die Emirate selbst diesseits der Millionen-Grenze ein wichtiger Markt.

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Nicht umsonst steht der größte Mercedes-Showroom der Welt in Abu Dhabi, und kein Händler zwischen London und Los Angeles verkauft mehr Range Rover als Jad Elies, der die Geschicke des Herstellers beim Importeuer Al Tayer verantwortet: „Wir schicken Monat für Monat hunderte Kaufverträge für unser Flaggschiff nach England, und da sind Modelle wie der Evoque oder der Discovery Sport noch gar nicht mitgezählt“, sagt der Verkaufschef: „Kein Wunder, dass in Dubai fast jede zweite Neuzulassung ein SUV ist“, freut sich der Land-Rover-Mann über die Vorliebe der Einheimischen.

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Das schlägt sich auch im Premieren-Kalender der Messe nieder. Denn zum ersten Mal werden in Dubai sogar ein paar beinahe bürgerliche Neuheiten enthüllt: So hat Cadillac bei der ersten Weltpremiere außerhalb der USA am Golf den neuen Geländewagen XT5 enthüllt, der den SRX beerbt und ab dem Sommer auch in Europa gegen Mercedes GLS und BMW X5 antreten will. Und Fiat dringt mit dem Fullback auf Basis des Mitsubishi L200 erstmals in Europa in das Segment der Mittelklasse-Pick-Ups vor.

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Nissan lässt Werkstuner Nismo an den riesigen Patrol und während Toyota bei V8 Land Cruiser gerade vom Markt genommen hat, wurde der Wagen für Dubai noch einmal aufpoliert. Außerdem rückt mit dem Messedebüt der kompakten Limousine Tipo das für nächstes Jahr überfällige Fiat-Comeback in der Kompaktklasse näher.

So gut die Geschäfte am Golf laufen, haben die Aussteller mit der kindlichen Begeisterung ihrer Kunden allerdings auch ein Problem: „Geduld gehört nicht unbedingt zu ihren bevorzugten Tugenden“, sagt Brabus-Mann Ogali: Er hat sich zwar für den Desert Gold und all die anderen Ausstellungsstücke die Luftfracht zurück nach Deutschland gespart und nur One-Way-Flüge gebucht. Aber er kann von Glück sagen, dass seine Ausstellungsstücke bis zum Ende der Messe auf dem Stand bleiben. Denn wer 400 000 Euro für eine vergoldete S-Klasse bezahlt, mag darauf eigentlich nicht lange warten. Erst recht nicht am Golf, wo einem der nächste Scheich mit einem anderen Spielzeug die Schau stiehlt.