Münster ist fahrradfreundlichste Großstadt

Berlin (dpa/tmn) - Unter den deutschen Großstädten fährt es sich in Münster am besten Rad. Das zeigt der Fahrradklima-Test, für den rund 80 000 Radler befragt wurden. Wer in einer weniger radfreundlichen Stadt mit dem Drahtesel unterwegs ist, braucht jedoch starke Nerven.

Münster ist die fahrradfreundlichste Großstadt in Deutschland. Das geht aus dem Fahrradklima-Test, der am Freitag (1. Februar) in Berlin vorgestellt wurde. Bei der großangelegten Radfahrerbefragung schnitt Münster in Nordrhein-Westfalen unter den Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern am besten ab, gefolgt von Freiburg im Breisgau und Karlsruhe. Bei den Städten ab 100 000 Einwohnern kamen Erlangen, das niedersächsische Oldenburg und Hamm in Nordrhein-Westfalen auf die ersten Plätze. Zu den Schlusslichtern im Ranking zählen Wuppertal und Pforzheim. Ausgewertet wurden Einschätzungen von 80 000 Radfahrern zu Radwegen, Abstellplätzen und Ampelschaltungen in ihrer Kommune.

Insgesamt wurden die Städte durchschnittlich schlechter bewertet als bei einer Befragung vor sieben Jahren. Dabei schlugen sich etwa enge Radwege oder fehlende Abstellgelegenheiten nieder. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Situation tatsächlich verschlechtert, sondern sich ein stärkeres Bewusstsein für die Probleme von Radfahrern gebildet hat.

Doch wenn der Radweg plötzlich vor einer Absperrung endet und ein Schild mahnt „Baustelle - Radfahrer absteigen“, kann das schon nerven. „Für Fahrradfahrer gibt es an Baustellen häufig keine Umfahrung“, kritisiert Bettina Cibulski vom ADFC. Was aber nur wenige wüssten: Zusatzschilder, die Radler zum Schieben auffordern, seien immer nur Empfehlungen. Cibulski rät daher: „Wechseln Sie in so einer Situation selbstbewusst auf die Straße, wenn die Verkehrslage das zulässt. Sie müssen sich nicht ausbremsen lassen.“ Auf Gehwegen ist das Radeln natürlich tabu - sofern es nicht ausdrücklich erlaubt ist.

Klagen über lückenhafte oder fehlende Fahrradwege und verwirrende Verkehrsführungen für Radler gab es laut Cibulski im aktuellen Fahrradklima-Test auffällig viele. „Auch in den Kommunen, die unterm Strich als besonders fahrradfreundlich bewertet wurden“, sagt die ADFC-Sprecherin. Unklare Verkehrsführung sei eine der größten Gefahren für Radfahrer in den Städten: „Unsicherheit führt zu Fahrfehlern, und die können wiederum schwere Unfälle zur Folge haben.“

Wie etwa sollen Linksabbieger mit dem Rad am besten über eine große Ampelkreuzung gelangen, wenn die Verkehrsführung für sie nicht eindeutig geregelt ist? „Oft ist unklar, ob man erst geradeaus über die Kreuzung fahren und dann nach links abbiegen oder die Linksabbiegespur für Autos nutzen soll.“ Gebe es für Radler keine eindeutige Wegführung, dürften sie die Fahrspuren für Autos nutzen. „Und Autofahrer müssen darauf Rücksicht nehmen“, betont die Expertin.

Der ADFC hat den Fahrradklima-Test unter anderem mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums (BMVBS) zum fünften Mal durchgeführt. Die Radler beschrieben mit ihren Antworten auf insgesamt 27 Fragen, wie willkommen sie sich auf den Straßen ihrer Städte fühlen. Beim letzten Fahrradklima-Test im Jahr 2005 waren es 26 000 Befragte. Nach ADFC-Angaben haben 332 Städte die für die Wertung notwendige Mindestanzahl an eingeschickten Fragebögen erreicht, darunter alle 80 deutschen Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern.