Nicht immer lohnt Aufpreis für Spritspar-Technik
Berlin (dpa/tmn) - BlueMotion, Blue Efficiency, DRIVe, Green Line, Airdream - Autos, die die Hersteller für besonders umweltfreundlich halten, bekommen Ökolabels verpasst. Die Modelle zügeln tatsächlich ihren Spritdurst.
Doch der Aufpreis lohnen nicht immer.
„Mit sechseinhalb Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr wird vom Verkehr etwas mehr als ein Fünftel der weltweiten Gesamtmenge von über 31 Milliarden Tonnen ausgestoßen. Ein Fakt, vor dem kein Automobilhersteller die Augen verschließen kann.“ Diesen Satz formulierte nicht etwa ein Umweltverband, sondern der Autobauer Daimler. Deshalb bemühe man sich in Stuttgart darum, „Mobilität heute und in Zukunft so nachhaltig wie möglich zu machen“. BlueEfficiency nennt Daimler seine Strategie zur Verbrauchsoptimierung.
Tatsächlich ist mittlerweile das Gros der Autohersteller auf den Ökozug aufgesprungen und widmet sich dem Thema Effizienz mehr als zuvor. Die Spritsparmodelle tragen bei Opel den Beinamen EcoFlex, Blue Lion nennt sie Peugeot. Bei Skoda heißt das Ökolabel GreenLine, Ford setzt auf ECOnetic, Renault auf eco2, Citroën auf Airdream, Seat auf Ecomotive. Diese Liste lässt sich noch fortsetzen.
In einem Test fand der ADAC für Sparmodelle von BMW, Mitsubishi und VW heraus, dass insgesamt zwischen 7 und 14 Prozent Spritersparnis möglich sind, im Stadteinsatz sogar mehr als 20 Prozent. Dabei helfen neben der Start-Stopp-Technik und der Energierückgewinnung eine längere Getriebeübersetzung, rollwiderstandsarme Reifen und eine verbesserte Aerodynamik. Wer wissen will, wie die effizienteren Modelle im Einzelnen ihren Spritdurst zügeln, muss sich durch die Kataloge und Webseiten der Hersteller arbeiten. „Bei den Ökolabels geht jeder Hersteller seinen eigenen Weg“, sagt Gregor Kolbe vom Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Start-Stopp, Rückgewinnung, optimierte Pneus und auf Effizienz getrimmte Motoren kommen zum Beispiel beim VW Golf 1.6 TDI BlueMotion zum Einsatz. Sein Motor verbraucht im Normzyklus 3,8 Liter (CO2-Ausstoß: 99 g/km). Im ADAC-Test sparte der Wagen gegenüber dem vergleichbaren Modell ohne Ökotechnik 14 Prozent ein. Der Aufpreis liegt bei rund 1000 Euro. Rechnen sich die höheren Anschaffungskosten für die VW-BlueMotion-Modelle? „Das hängt vom Spritpreis ab“, sagt VW-Sprecher Harthmuth Hoffmann. „Aber nach zehn bis fünfzehn Jahren ist der Aufpreis amortisiert.“
Anderes Beispiel: der Hyundai i30. 270 Euro kostet der Wagen mit Start-Stopp mehr als das Standardmodell ohne Blue-Schriftzug. Der Verbrauch des 1,6-Liter-Benziners etwa geht bei diesem Auto um 0,6 auf 5,9 Liter zurück, der CO2-Wert von 152 auf 139 g/km. Eine bessere Aerodynamik und Energierückgewinnung sind dann aber nicht an Bord.
Die Spritsparpakete lohnen sich allerdings nicht für jeden Autofahrer. Es kommt darauf an, wo und wie viel ein Auto bewegt wird. „Ein kleiner, aufgeladener Direkteinspritzer macht in der Stadt Sinn, ist aber auf der Autobahn grenzwertig“, sagt VCD-Sprecher Kolbe. Auch eine Start-Stopp-Automatik sei bei Autobahnfahrten nicht sinnvoll, ein optimierter Luftwiderstand aber schon. Rollwiderstandsoptimierte Reifen brächten auf Fernstraßen rund 3 Prozent Ersparnis, in der Stadt sei der Effekt mit 4 bis 6 Prozent besser. „Für Wenigfahrer lohnen sich die Aufpreise nur selten“, bilanziert Kolbe.
Manchmal wird dem Kunden die Entscheidung abgenommen - etwa bei BMW: Die Bayern bauen ihre EfficientDynamics-Technik inzwischen in alle Autos ein. „In allen Modellen steckt ein Stück EfficientDynamics“, erklärt Sprecherin Katharina Singer. Gegen Aufpreis gibt es zusätzliche Spritspar-Extras. Mittlerweile haben 80 Prozent der BMW-Neufahrzeuge ein Start-Stopp-System. Und an der Aerodynamik feilen die Bayern ohnehin ständig.
Die Daimler-Ingenieure setzen ebenfalls auf die Verbesserung des Luftwiderstands, auf Motoroptimierung und eine längere Getriebeübersetzung. Mit wenigen Ausnahmen verfügen alle Mercedes-Modelle der E- und C-Klasse über Start-Stopp-Technik. Beide Baureihen gibt es nur noch als BlueEfficiency-Varianten.
Wie sie auch heißen - Wagen mit einem Ökolabel bringen den Haltern laut ADAC-Autotester Bernhard Tschenscher beim Wiederverkauf meist einen Vorteil: „Der Wertverlust ist geringer als bei konventionellen Autos. Denn sparsame Fahrzeuge lassen sich besser verkaufen.“