Per Gratis-App zur Billig-Tanke
Bonn (dpa/tmn) - Mit der Handy-App zur günstigsten Zapfsäule der Stadt. Und mit einmal Volltanken mehrere Euro sparen: Seit die Benzinpreismeldestelle Daten ausliefert, sollte das besser klappen denn je.
Aber was taugen kostenlose Benzinpreis-Apps wirklich?
Den günstigsten Spritpreis vor der Haustür oder unterwegs - dafür gibt es zahlreiche Informationsdienste im Internet und mobil als Handy-Apps. Seit September können mehrere App-Anbieter auch auf die Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffpreise beim Bundeskartellamt von mehr als 13 000 deutschen Tankstellen zurückgreifen. Gratis-Apps sind zum Beispiel „ADAC Spritpreise“, die „TankenApp“ der Telekom, „Mehr tanken“ und „Clever tanken“. Weitere sind am Markt, und es werden durch die geplante Zulassung weiterer Infodienste mehr.
Was können die Apps?
Die Apps zeigen auf der Grundlage der Positionsdaten des Handys und der ausgewählten Spritsorte die nächstgelegenen und die günstigsten Tankstellen in der Umgebung an und bieten eine Navigation zum Ziel. Wer seine Position nicht zur Nutzung freigeben will, kann bei deaktiviertem Ortungsdienst Adressen auch von Hand eingeben. Zu den Tankstellen gibt es Detailangaben wie Öffnungszeiten, Serviceangebot und Zahlungsmöglichkeiten. Die Daten basieren auf den Informationen der Benzinpreismeldestelle, Experten zufolge weisen sie teils noch Lücken oder Fehler auf. Die Meldestelle befindet sich noch bis zum 30. November im Probebetrieb und wird noch verbessert.
Stimmen die übermittelten Preise?
Fast immer. Bei Stichproben im Ruhrgebiet ergaben sich in wenigen Fällen Abweichungen von dem an der Tankstelle ausgeschilderten Preis, weil die Daten der Apps noch nicht aktualisiert waren. Die Markttransparenzstelle reagiert innerhalb von fünf Minuten auf Preisschwankungen der Tankstellen, die Informationsdiensteanbieter aktualisieren teilweise in größeren Zeitabständen von einer halben Stunde oder mehr.
Reichen die kostenlosen Apps oder soll man kostenpflichtige nehmen?
Verbraucherschützer raten zu kostenlosen Apps, solange diese die Daten der Benzinpreisstelle wiedergeben. Hinweise darauf lassen sich vor dem Download in den Beschreibungen der Apps finden. Kostenpflichtige Apps brächten demgegenüber keinen echten Mehrwert.
Wie leicht sind die Apps zu bedienen?
Lässt man die Handy-Ortung zu, sind die Apps kinderleicht zu bedienen. Sie aktualisieren sich beim Einschalten und zeigen nach wenigen Sekunden - eine gute Netzanbindung vorausgesetzt - die Tankstellenauswahl. Sehr übersichtlich ist die Oberfläche von „Clever tanken“ mit drei Pfeilen, über die man mit einer Berührung die Auswahl nach Preis, Marke oder Entfernung variieren kann. Tankstellenmarken auswählen zu können, ist vor allem für Nutzer von Tankkarten bestimmter Marken wichtig.
Gibt es weitere Besonderheiten?
Die ADAC-App zeigt bei der Navigation auf einer Karte nicht nur den Standort und den Weg zur ausgewählten Tankstelle mit eingeblendetem Preis, sondern auch alle weiteren Tankstellen im Umfeld und beim Drauftippen deren Preise. Außerdem kann unter den Stichwörtern „Route“ und „Karte“ zwischen der Beschreibung und grafischen Darstellung des Weges hin- und hergeschaltet werden. Das loben einige Nutzer in der App-Bewertung, andere finden es verwirrend.
Die Telekom-App ist die aufwendigste der vier App-Beispiele. Sie bietet neben der günstigsten und der nächsten Tankstelle - farblich in Grün und Rot gut abgehoben - als einzige App eine Prognose, wann die beste Zeit zum Tanken ist: „Die Preise sinken. Tanken Sie um 16 - 21 Uhr“, heißt es etwa. Dafür gibt es von Nutzern viel Lob. Außerdem kann man einen Preisalarm einstellen, der sich meldet, wenn die Spritpreise einen bestimmten Schwellenwert unterschreiten. „Mehr tanken“ schätzen viele Nutzer wegen ihrer Übersichtlichkeit.
Was ärgert die Nutzer?
Vor allem die Werbung. Bei einigen kostenlosen Apps irritieren flackernde Werbebanner, auf die man leicht versehentlich bei der Bedienung kommen kann. Kritik in den App-Bewertungen gibt es auch, wenn Tankstellen fehlen. Dass noch nicht alle Zapfstationen bei der Preismeldung mitmachen und folglich in den Spritpreis-Apps nicht auftauchen, dürfte aber der Probephase geschuldet sein. Das Bundeskartellamt rechnet damit, dass die allermeisten Tankstellen dazustoßen werden - schon um für die Kunden wahrnehmbar zu bleiben.
Lohnt sich der Aufwand - spart man wirklich?
Der ADAC sagt: Ja. Rund 40 Prozent der Deutschen tanken nach einer Anfang 2012 veröffentlichten Studie im Auftrag des ADAC immer bei derselben Tankstelle - und wenn der Tank leer ist, nicht bei günstigen Preisen. Mindestens für solche Autofahrer steckt eine Menge Sparpotenzial in den Apps. Und auch die Preisbewussten können bei Unterschieden von bis zu 15 Cent pro Liter für denselben Sprit in einer Stadt durch die Apps wichtige Hinweise bekommen. Verbraucherschützer raten nur, den Umweg zur günstigeren Tankstelle mit der Kostenersparnis gegenzurechnen. Dafür wäre es hilfreich, wenn die Anbieter in ihre Apps eine Umweg-Berechnungs-Funktion integrieren würden.