Probier's mal mit Gemütlichkeit - Rallyes für Oldtimer

Berlin (dpa/tmn) - In den Sommermonaten beleben chromglänzende Oldtimer das Straßenbild. Oft in langen Kolonnen bei Oldtimer-Rallyes. Manche Teilnehmer treibt der spielerische Charakter an, andere das gute Essen oder der sportliche Ehrgeiz.

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Wer zuerst am Ziel ist, hat gewonnen - das könnte man denken, wenn ein 40 Jahre alter Porsche 911 bei einer Oldtimer-Rallye auf idyllischer Landstraße zum Überholmanöver ansetzt. Doch der Schein trügt, wie Harald Koepke, Organisator der „Sachsen Classic“, sagt: „Nicht wer am schnellsten durch den Wald fährt, hat gewonnen.“ Vielmehr seien Oldtimer-Rallyes „Gleichmäßigkeits- und Zuverlässigkeits-Rallyes“.

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Pro Tag werden etwa sechs bis neun Prüfungen absolviert, die im simpelsten Fall so aussehen, dass „eine Strecke von 100 Metern in neun Sekunden“ absolviert werden müsse, erklärt Koepke. Bei diesen Wertungsprüfungen (WP) werde mit Lichtschranken bis auf die Hundertstelsekunde genau gemessen. Nach diesem Prinzip funktionieren auch andere klassische Rallyes wie beispielsweise die „Hamburg Berlin Klassik“ oder die „Bavaria Historic“.

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Insbesondere für den Beifahrer ist das eine Herausforderung. „In einem Roadbook sind Entfernungen und Abzweigungen angegeben. Anhand des Tageskilometerzählers gleicht er die zurückgelegten Entfernungen ab und navigiert“, sagt Koepke. Darüber hinaus zählt der Co-Pilot bei Wertungsprüfungen mit Hilfe einer Stoppuhr laut die Sekunden bis zum Überfahren der Lichtschranken.

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Rund 180 internationale Teams beweisen jährlich im August sportlichen Ehrgeiz und reisen mit einem tauglichen, mindestens 25 Jahre alten Young- oder Oldtimer an. 1650 Euro Nenngeld (ohne Hotel) kostet die Teilnahme an der dreitägigen „Sachsen Classic“.

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Freier angelegt ist die „creme21 Youngtimer Rallye“, benannt nach dem gleichnamigen Hautpflegeprodukt der 1970er Jahre. Bei ihr soll die Disco-Ära mit Youngtimern und Klassikern wie Opel Commodore oder VW K70 wieder aufleben. Doch eine Kaffeefahrt ist die „creme21“ laut Veranstalter Alexander Mrozek nicht. Auch hier muss per Roadbook navigiert werden. Und es gibt Quizfragen über die 70er Jahre.

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„Bei uns ist derjenige Sieger, der mit dem breitesten Grinsen wieder nach Hause fährt“, sagt Mrozek. Und grinst. Doch auch „der motorsportliche Anspruch an die Streckenführung und die touristisch-geselligen Programmpunkte machen das Flair der Rallye aus“, ergänzt er. Fahrzeuge im Originalzustand, deren Baureihen in den 70er und 80er Jahren produziert wurden, dürfen teilnehmen.

Die „creme21“ führt jedes Jahr im September rund 100 Kilometer durch andere Regionen Deutschlands und teilweise auch ins Ausland. Das Nenngeld beträgt 1221 Euro pro Team, darin enthalten sind vier Übernachtungen im Doppelzimmer sowie die Verpflegung während der Veranstaltung.

Noch weiter als bei der „creme21“ tritt der sportliche Ehrgeiz bei Oldtimer-Wanderungen in den Hintergrund. „Bei dieser Art von Rallye ist es für Fahrer - und vor allem die Beifahrer - ein reines Vergnügen, ohne Stoppuhr und Richtzeiten, ohne hektische Suche nach dem Streckenverlauf einfach gemütlich auf geschichtsträchtigen Routen zu fahren“, zitiert Frank Reichert, Leiter des Klassik Bereichs beim ADAC, einen historischen Pressebeitrag.

Der Automobilclub veranstaltet seit 2010 die „Deutschland Klassik“, die jedes Jahr in einem anderen Bundesland stattfindet. Navigiert wird mit Hilfe von Symbolen am Straßenrand, die Aufgaben in den WPs, was hier mit „Wanderpause“ übersetzt wird, sind spielerischer Natur und eher Nebenschauplätze. Ähnlich wie bei der „Südtirol Classic“ schätzen die Starter das gute Essen, die landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte und die Weine am Abend.

An der „Deutschland Klassik“ teilnehmende historische und klassische Automobile müssen ordnungsgemäß zugelassen und im originalgetreuen Zustand sein. Das Mindestalter liegt bei 30 Jahren. Die Kosten für die Nennung betragen 1450 Euro pro Team (ohne Hotel), das Teilnehmerfeld ist limitiert auf 100 Fahrzeuge.

Der Ablauf der Anmeldung ist bei den meisten Rallyes in etwa gleich. Schon Monate vor der Veranstaltung werden die Ausschreibungen bekanntgegeben, auf die man innerhalb einer Frist reagieren muss. Da bei vielen Rallyes die Nachfrage größer ist als die Kapazität, entscheidet der Veranstalter, welche Oldtimer mitfahren dürfen.